Restaurant Central: Emotionales Ende einer Ära
Das Restaurant Central in Safenwil ist seit Wochen ausgebucht – und doch ist der Abschied nah: Ende Jahr schliesst der Traditionsbetrieb nach 25 Jahren. Inhaberin Anita Müller blickt auf eine bewegte Zeit zurück und stellt sich nun einem Neubeginn ohne feste Pläne.

«Seit Wochen werde ich komplett mit Reservierungsanfragen überrumpelt, was mich berührt und au es bizzeli überforderet», schreibt Wirtin Anita Müller auf ihrer Webseite. «Ich habe, bis ich das Central schliesse im Dezember, keine freien Plätze mehr.» Ende Jahr schliesst der Traditionsbetrieb seine Türen. Für Inhaberin Anita Müller ist dies nicht nur das Ende von 25 Jahren Gastronomie, sondern auch der Beginn eines neuen, noch ungewissen Lebensabschnitts. «Ich habe noch keinen Plan, das erste Mal in meinem Leben», sagt sie gegenüber dem «Landanzeiger».
Ein Vierteljahrhundert lang prägte Anita Müller das Central. Sie, die sich selber als «verrücktes Huhn, sehr tiefgründig und nicht einfach» bezeichnet, setzte auf eine frische, saisonale Küche ohne Schnörkel, getragen von handwerklicher Sorgfalt und persönlicher Nähe. Für sie war Essen immer mehr als ein Tellergericht – es bedeutete für sie eine Herzensangelegenheit. Diese Haltung machte das Restaurant zu einem beliebten Ort für Gäste aus der ganzen Region und weit darüber hinaus.
14 Gault-Millau-Punkte abgelehnt
Anita Müllers Verbindung zum Central reicht bis in ihre Kindheit zurück. Bereits ihre Grosseltern, später die Eltern, führten Restaurant und Metzgerei unter demselben Dach. Nach einer breit gefächerten Ausbildung in Küche, Konditorei, Metzgerei und Service übernahm sie den Betrieb vor 25 Jahren. Auszeichnungen wie die 2007 verliehenen 14 Gault-Millau-Punkte lehnte sie ab – wichtiger waren ihr stets die ehrlichen Rückmeldungen ihrer Gäste.
Dass sie einst um die 50 herum aufhören würde, stand für Müller schon früh fest. Nun nähert sich dieser Zeitpunkt. Veränderungen in der Branche hätten ihren Entscheid zusätzlich bestärkt, sagt sie. Digitalisierung, standardisierte Abläufe und die Entwicklung in der Ausbildung liessen für ihre traditionelle, saisonale Küche weniger Raum. Bereits zu Jahresbeginn öffnete das Central nur noch abends, Lernende wurden nicht mehr ausgebildet.
Gespannt, was die Zukunft bringt
Wie es mit dem Haus weitergeht, ist noch offen. Denkbar wären sowohl kulinarische wie auch kulturelle Nutzungen – konkrete Pläne gibt es je-doch nicht. Für Safenwil bedeutet die Schliessung mehr als das Ende eines Lokals: Ein Stück gelebte Dorfkultur verschwindet. «Jetzt sagen so viele meiner Freunde Adieu, es ist wie eine Emotions-Lawine», beschreibt Anita Müller die letzten Wochen des Betriebs.
Dass sie ab Januar 2026 ohne festen Plan dasteht, wirkt auf viele, die sie kennen, kaum vorstellbar. Doch wer Müller erlebt hat, weiss: Aus ihrer Kreativität und ihrem Gespür für Menschen entsteht oft Unerwartetes. So wie sie über 25 Jahre hinweg immer wieder neue, feine Gerichte auf die Teller zauberte, darf man auch diesmal gespannt sein, welche Form ihr nächstes Kapitel annehmen wird.
Karl Heinz Odermatt