Vom Präsidialjahr zurück in den politischen Alltag

Liebe «Landanzeiger»-Leserinnen,
Liebe «Landanzeiger»-Leser
Der Dezember war für mich ein Monat des Abschieds und des Neubeginns zugleich. Am Montag, 1. Dezember, wurde ich als Präsidentin des Nationalrates 2024/25 verabschiedet und habe die Leitung des Rates an meinen Nachfolger Pierre-André Page übergeben. In meiner Abschiedsrede unter dem Titel «Perspektivenwechsel» konnte ich nochmals mein Motto «Zusammenhalt durch Vielfalt» aufnehmen und drei Anregungen mitgeben: die eigene politische Bubble öfter zu verlassen und einander in der Heimat zu besuchen, im Ratssaal sinnbildlich die Rednerpulte zu wechseln und den Blick vermehrt nach aussen zu richten – etwa ins internationale Genf.
Dieses Präsidialjahr erfüllt mich mit grosser Dankbarkeit – für das Vertrauen des Rates, die konstruktive Zusammenarbeit über Fraktionsgrenzen hinweg und die vielen Begegnungen, die meinen Blick auf unsere Demokratie vertieft haben. Ich habe Pierre-André Page als neuem Präsidenten viel Kraft, Umsicht und Freude an seiner Aufgabe gewünscht. Für mich beginnt nun wieder die Zeit, mich ganz auf die politische Arbeit als Nationalrätin zu konzentrieren – mit klarem Fokus und Freude am Gestalten.
Ein besonderer Moment in diesem Dezember war der finnische Unabhängigkeitstag in Bern. Mit einem «Hyvää itsenäisyyspäivää!» den Abend zu eröffnen, war für mich mehr als eine freundliche Geste – es war ein Zeichen der Verbundenheit. Die Erinnerungen an meine Reise nach Finnland als Nationalratspräsidentin waren dabei sehr präsent: vom Besuch im Merihaka Civil Defence Shelter über die Begegnung mit Speaker Jussi Hallaaho bis hin zum Abendessen im Restaurant Savoy. Finnland und die Schweiz sind leise, aber verlässliche Partner – in der Sicherheitspolitik, in der Innovation und im Einsatz für die Ukraine. Solche Begegnungen haben mein Präsidialjahr weit über den Ratssaal hinaus geprägt.
Auch politisch setzte der Dezember einen wichtigen Akzent in der Sicherheitspolitik: Mit der Revision des Kriegsmaterialgesetzes wurden bestehende Regeln präzisiert und international besser abgestimmt. Ziel ist es, der Schweiz in ausserordentlichen Lagen mehr Handlungsspielraum zu geben, ohne Neutralität oder menschenrechtliche Standards zu relativieren. Der Bundesrat behält die Möglichkeit, Exporte aus aussen-, sicherheits- oder neutralitätspolitischen Gründen zu stoppen. Für mich bleibt zentral: Eine glaubwürdige Armee braucht Verlässlichkeit – auch bei den industriellen Grundlagen im eigenen Land.
Neben Politik und Abschied bot der Dezember auch Raum für Rückblicke anderer Art. Am vergangenen Freitag durfte ich für SRF an der Aufzeichnung der Sendung «Gredig direkt – Menschen 2025» teilnehmen. Der persönliche Jahresrückblick, die Gespräche hinter und auf der Bühne – all das erinnerte daran, wie wichtig es ist, politische Verantwortung immer wieder in einen menschlichen Kontext zu stellen. Ausstrahlung ist in den kommenden Tagen – reinschauen lohnt sich.
Nach einem intensiven Präsidialjahr freue ich mich darauf, die sicherheitspolitischen Themen wieder mit ganzer Kraft in der Kommission zu begleiten – und mich auch wieder vermehrt im Aargau engagieren zu können. Gleichzeitig bedeutet dieses neue Kapitel für mich auch etwas ganz Persönliches: wieder mehr Zeit für meine Familie, für Begegnungen im Alltag und für besondere Momente – zuletzt etwa beim «Freude herrscht»-Blauseeschwimmen, wo 4,7 Grad kaltes Wasser den Atem stocken, das Herz aber weit werden liess.
Ich danke Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, herzlich für Ihr Interesse – und dem «Landanzeiger» für die Möglichkeit, mit dieser Kolumne direkt mit Ihnen in Kontakt zu treten. Ich wünsche Ihnen frohe Festtage, Zeit zur Erholung und einen guten Start in ein gesundes, hoffnungsvolles Jahr 2026.
Ihre Maja Riniker,
Nationalratspräsidentin 2024/25