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84’110 Aargauer Volksschülerinnen und -schüler starten ins neue Schuljahr

Am Montagmorgen starteten insgesamt 84'110 Aargauer Schülerinnen und Schüler an der öffentlichen Volksschule ins neue Schuljahr 2023/24. 81'800 davon besuchen eine Regelklasse im Kanton Aargau, 2310 im Aargau wohnhafte Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen werden in einer Tagessonderschule oder einem Schulheim unterrichtet. Auf der Sekundarstufe II sind 8421 Eintritte in weiterführende Schulen und die Berufsbildung zu verzeichnen. Seit mehreren Jahren entscheiden sich die Jugendlichen in konstanten Anteilen zu rund 80 Prozent für die Berufsbildung, zu 16 Prozent für einen gymnasialen Ausbildungsgang und zu 4 Prozent für die Fachmittelschule (FMS).

Parallel zu den steigenden Schülerzahlen wächst auch der Bedarf an qualifizierten Lehrpersonen, die den Unterricht für diese Schülerinnen und Schüler alters- und stufengerecht durchführen und gestalten. Im neuen Schuljahr unterrichten an der Aargauer Volksschule rund 9480 Lehrpersonen, davon rund 80 Prozent Lehrerinnen und 20 Prozent Lehrer. Sie teilen sich 5990 Vollzeitstellen (Vorjahr: 5840) und werden von 520 Schulleitenden geführt.

Anhaltender Fachkräftemangel an der Volksschule

Die steigenden Schülerinnen- und Schülerzahlen an der Volksschule, die zahlenmässig starken Jahrgänge von Lehrpersonen im Pensionierungsalter sowie der allgemeine Fachkräftemangel führen dazu, dass sich die Besetzung von offenen Stellen an der Volksschule weiterhin anspruchsvoll gestaltet. Erneut haben die Schulleitungen mit hohem Einsatz dafür gesorgt, dass alle Schülerinnen und Schüler nach Stundenplan unterrichtet werden können. Sie mussten dabei teilweise aber auch auf befristete Lösungen zurückgreifen oder teilqualifizierte Lehrpersonen einstellen. Unter Einbezug der Schulverbände (Aargauischer Lehrerinnen- und Lehrerverband alv, Verband Schulleiterinnen und Schulleiter Aargau VSLAG, Gemeindeammänner-Vereinigung des Kantons Aargau GAV) und der Pädagogischen Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz (PHFHNW) verfolgt deshalb das Departement Bildung, Kultur und Sport (BKS) mit verschiedenen Massnahmen weiterhin das Ziel, dass längerfristig alle in der Aargauer Volksschule tätigen Personen über ein ihrer Funktion entsprechendes anerkanntes Diplom verfügen.

Entlastung durch Quereinsteigende

Ein zentraler Ansatzpunkt für die Gewinnung von genügend Fachpersonen für den Volksschulbereich ist die Ausbildung. Deshalb wurde an der PHFHNW zusätzlich zu den regulären Ausbildungsgängen ein Angebot für Quereinsteigende geschaffen, welches auf reges Interesse stösst. Dieses Jahr nimmt der zweite Jahrgang die Berufstätigkeit auf und für das Studienjahr 2023/24 haben sich bereits wieder 213 Personen (Vorjahr: 124 Studierende) angemeldet. Hinzu startet eine kleinere Gruppe von Quereinsteigenden mit einer neu geschaffenen, berufsintegrierten Studienvariante Bachelor/Master plus

Vielerorts verzweifelt gesucht werden nach wie vor Heilpädagoginnen und -pädagogen, welche mit ihrem Fachwissen zur Entlastung der klassenverantwortlichen Lehrpersonen beitragen können. Um die Hürde für die Ergreifung eines zusätzlichen Studiums der Heilpädagogik zu senken, übernimmt der Kanton Aargau neu ab diesem Schuljahr vollumfänglich die Kosten zweier CAS an der interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik, welche an das Masterstudium in schulischer Heilpädagogik angerechnet werden können.

Massnahmen zur Deckung des Personalbedarfs an der Volksschule

Im Rahmen des Projekts MAGIS (2021-2025) werden verschiedene Massennahmen ausgearbeitet, welche kurz-, mittel- und langfristig dazu beitragen sollen, den Personalbedarf an der Volksschule zu decken und zu stärken. Die Massnahmen betreffen verschiedene Bereiche wie die Aus- und Weiterbildung, die Berufstätigkeit oder auch die öffentliche Wahrnehmung der Volksschule und des Lehrberufs. So wurde beispielsweise das Stellenportal verbessert, eine neue Stellvertretungsplattform befindet sich im Aufbau, die Rolle der Assistenzpersonen wurde geschärft und eine Handreichung dazu erarbeitet und erstmals wird das Schulpersonal umfassend befragt.

Ebenso wichtig sind Massnahmen, welche Berufseinsteigende nach der Ausbildung und erfahrene Lehrpersonen im Schulalltag unterstützen und entlasten. Dies trägt dazu bei, dass Lehrpersonen länger und mit grösseren Pensen im Beruf verbleiben. Dazu gehört unter anderem ein neues Pilotprojekt zur Erprobung von regionalen Beratungs- und Unterstützungsangeboten, welches im Bezirk Baden lanciert wird.

Umgang mit verhaltensauffälligen Schülerinnen und Schülern

Ein wesentlicher Belastungsfaktor für Schulleitungen und die Lehrpersonen ist der Umgang mit Schülerinnen und Schülern, die sich auffällig verhalten und aus verschiedenen Gründen besondere Aufmerksamkeit erfordern. Die Umsetzung der integrativen Schulung, welche im Kanton Aargau zu deutlich weniger Einschulungs- und Kleinklassen geführt hat, erhöht den Druck auf die Lehrpersonen an den Regelklassen und stellt sie vor neue Herausforderungen. Aufgrund des Mangels an Fachpersonen im Bereich der Heilpädagogik fehlt dabei oft eine ausreichende fachliche Unterstützung und die Lehrpersonen sind auf sich allein gestellt. Gleichzeitig weist der Kanton Aargau trotz diesen Entwicklungen seit Jahren eine im interkantonalen Vergleich überdurchschnittliche Sonderschulquote von 2,6 Prozent aus.

Massnahmen zur Unterstützung der Schulen

Das BKS hat deshalb Pilotvorhaben initiiert, die von 2024 bis 2026 in Wettingen und Baden umgesetzt werden sollen. Sie zielen darauf ab, Schulen in kritischen Situationen rasch zu unterstützen. Dazu gehört der Einsatz von erfahrenen Lehrpersonen im Unterricht, die zeitlich begrenzte Förderung von einzelnen Kindern in einem besonderen Setting und das Coaching von Lehrpersonen und Schulleitungen. Dabei werden die Angebote der behindertenspezifischen Beratung ebenso wie der regionalen Spezialklassen spezifisch auf die Situation von Kindern mit auffälligem Verhalten ausgerichtet. Ziel davon ist, dass sich die Lehrpersonen dadurch wieder verstärkt selbstwirksam erleben.

Ergänzend sollen Massnahmen im Bereich der Frühförderung (heilpädagogische Früherziehung und Psychomotorik) und der Kinder und Jugendhilfe mittel- bis langfristig für Entlastung an Schulen und für die Lehrpersonen sorgen. Auch dazu sind Pilotprojekte in Planung. AG