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Aargauer Wald in der Grösse von 450 Fussballfeldern wieder aufgeforstet

Die Aargauer Waldbesitzer werden mit einem Massnahmenpaket in der Höhe von 9.3 Millionen Franken zur Bewältigung der von Stürmen, Trockenheit, Borkenkäfern und Eschenwelke verursachten Waldschäden unterstützt. Die kantonale Abteilung Wald zieht nach der Hälfte des Programms eine positive Zwischenbilanz. Gerne würde sie das Programm verlängern, ohne aber mehr Geld zu beantragen. Denn bis jetzt sind erst rund 1,2 Millionen Franken ausbezahlt worden.

Die Winterstürme vom Januar 2018 und die Trockenheit im 2018 und 2019 haben viele Aargauer Waldbestände geschädigt oder zerstört. Die Winterstürme 2020, die milde Witterung und die aufgetretene Trockenheit haben die Situation zusätzlich verschärft. Deshalb hat der Grosse Rat des Kantons Aargau im Dezember 2020 für die Jahre 2021 bis 2024 rund 9,3 Millionen Franken gesprochen. Davon sind rund 7,2 Millionen für Aufforstungen von Schadenflächen vorgesehen, damit neue Waldbestände entstehen, die sich den veränderten Klimabedingungen besser anpassen können.

In den Jahren 2021 und 2022 wurden insgesamt 225 Hektaren (rund 450 Fussballfelder) Schadenfläche wiederbewaldet, in erster Linie durch Naturverjüngung mit Ergänzungspflanzungen, erklärten die Verantwortlichen des Kantons Aargau bei einem Medientermin am Donnerstag im Aarauer Oberholz. 29 Hektaren davon wurden mit Eichen bepflanzt, 11 Hektaren durch «Gastbaumarten» wie Douglasie, Baumhasel, Roteiche und Atlaszeder.

Rothirsch noch nicht in Aarau

Allein der Forstbetrieb Aarau hat rund um die Stadt 12,1 Hektaren wiederbewaldet. «Wenn ein starker Sturm einen Wald zerstört, ist das für den Menschen eine Katastrophe, für die Natur eine neue Chance», sagte Stadtförster Roger Wirz. «Auch in unserem Wald arbeiten wir mit der Natur, nicht gegen sie.» So schreitet in der Region Aarau auch die Naturverjüngung mit Ergänzungspflanzungen gut voran. «Dies sicherlich auch, weil der Rothirsch noch nicht bis zu uns vorgestossen ist», sagt Stadtförster Wirz. Er sei aber bereits im Raum Safenwil/Kölliken aktiv.

Die nasskalte Witterung im Sommer 2021 habe dazu geführt, dass es weniger trockenheitsbedingte Schäden im Wald gab als befürchtet, erklärte Alex Arnet von der Abteilung Wald des Kantons Aargau. Inzwischen seien die Borkenkäferpopulation aber wieder am Anwachsen, auch weil 2022 das sonnigste und trockenste Jahr seit Messbeginn im Jahr 1864 war.

Klimawandel als Herausforderung

Die geringeren Käferschäden hatten zur Folge, dass bisher erst 1,2 Millionen Franken beansprucht wurden, viel weniger als geplant. «Es ist aber eine Frage der Zeit, bis es diese Mittel braucht», sagte Fabian Dietiker, Leiter der Abteilung Wald. Die Anpassung der Waldbewirtschaftung an die sich ändernden Klimabedingungen sei eine permanente Herausforderung für die Waldeigentümer.
«Wir beantragen eine Krediterstreckung auf weitere vier Jahre, ohne eine Krediterhöhung», sagt Dietiker. Darüber befindet am Ende aber der Grosse Rat.

Vier wichtige Module

Geld wird nebst der Aufforstungen von Schadenflächen auch in den Bereichen «Holzverwendung», «Entscheidungsgrundlagen» sowie «Weiterbildung und Beratung» eingesetzt. Im Rahmen des Moduls «Holzverwendung» werden Bauherrschaften über die Möglichkeiten des Holzbaus informiert und für die Holzherkunft sensibilisiert. «Erste kantonale Bauten – wie das neue Amt für Verbraucherschutz in Unterentfelden – werden nun aus regionalem Holz erbaut», freut sich der Leiter Abteilung Wald.

Im Modul «Entscheidungsgrundlagen» wurden Methoden zur Erhebung von Schadenflächen entwickelt. In mehreren Forstbetrieben laufen Pilotprojekte, um vom Rothirsch verursachte Wildschäden zu vermindern, sei es durch den Schutz von Jungpflanzen vor Verbiss-, Fege-, Schlag- oder Schälschäden oder durch eine verstärkte Bejagung.

Eine Studie untersuchte die Auswirkungen invasiver Neophyten. Das Projekt «CO2-optimierte Waldbewirtschaftung» geht der Frage nach, was die Bewirtschaftung des Aargauer Waldes und die Verwendung des Rohstoffes Holz als Baumaterial und Energieträger zum Netto-Null-Ziel beitragen kann.
Im Modul «Weiterbildung und Beratung» wurden diverse Kurse angeboten. Zudem stellt der Kanton Unterlagen bereit, die dabei helfen, die zukünftige Verschiebung der Verbreitungsgebiete der Baumarten abschätzen zu können. RAN/AG