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Der Laublautbläser

Laubbläser nerven. Die Stadt Zürich will sie verbieten, stand letzte Woche in der Zeitung. Was mich erstaunt, denn die Stadt Zürich liegt in meiner subjektiven Rangliste der lautesten Schweizer Städte klar auf Platz eins. Keine Stadt in der Schweiz ist lauter als Zürich. Warum also will diese Stadt etwas verbieten, das wegen des permanenten Lärms kaum ein Zürcher Ohr wahrnehmen kann?

Wir hier aber schon. Oh ja, wir hören ihn gut. Ihn, den Laubbläser, den trötenden Elephanten im Orchester der motorbetriebenen Gartengeräte. Und welches Gartengerät ist heute nicht motorbetrieben? Dieses Orchester wird immer grösser. Er aber ist nicht zu überhören. Der Laubbläser, er nervt, weil er zwar im Orchester mitspielt, aber kein Blasinstrument ist. Er bläst zwar auch, und wie, aber viel zu laut und immer nur den gleichen, unerträglichen Ton.

Eigentlich sollte er Laub-laut-bläser heissen müssen. Es wäre die richtige Bezeichnung für ihn. Wussten sie, dass Menschen, die einen Laublautbläser bedienen, einen Gehörschutz tragen müssen? Das sagt eigentlich alles über ihn. Aber was ist mit uns, frage ich in Richtung der Gartenge­räte-Prospekte, die sich in diesen ­Tagen auf meinem Küchentisch stapeln: Wer bitte schützt unser Gehör vor diesem Orchester?

Aktuell hat er Hochsaison, der Laublautbläser. Und er ist so günstig wie nie: am Black Friday und den ganzen Black «den-gesamten-Monat-lang»-Aktionstagen gibt es ihn zum Sonderpreis mit Superrabatt. Ihn und auch seinen nicht besserartigen Bruder: den Laublautsauger.

Kaufen sie einen, wenn es sie glücklich macht! Es ist mir egal, denn ich bin vorbereitet. Auch in unserem Garten liegt Laub. Als Besitzer eines Laubrechens, den ich vor 20 Jahren für ein paar Franken erwarb, wette ich, hab ich das Gartenlaub viel schneller eingesammelt, als es der Laublautbläser je schaffen würde. Und das praktisch geräuschlos. Mein einfacher Laubrechen sammelt das Laub präzise und wird umgedreht zur Laub-Schaufel. Damit kann ich, ohne mich zu bücken, das Laub in die Grüntonne schaufeln. Und wenn gleichzeitig ein Laubbläser in der Nachbarschaft laut laubbläst, dann ist mir das wurstegal, denn ich höre ihn gar nicht, weil auch ich trage eine Art Gehörschutz: ein grosser Kopfhörer berieselt meine Ohren derweil mit Musik, ja vielleicht sogar mit Blasmusik. 

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