
Gesundheitszentrum als Zukunftsmodell?
Zum zweiten Mal lud der Regionalverband Suhrental (RVS) zum Runden Tisch ins Alterszentrum Suhrental. Präsident Markus Goldenberger konnte zahlreiche Hausärztinnen und Hausärzte, Gemeinderäte und Fachleute begrüssen. Nach der ersten Auslegeordnung im Frühling sollte nun der nächste Schritt folgen: Wie kann die Region gemeinsam konkrete Massnahmen ergreifen?
Die Gesundheitsberaterin Cornelia Bock moderierte den Abend mit drei Impulsreferaten, die Wege zu neuen Versorgungsmodellen aufzeigten.
Fabian Müller, Gründer von Enzian Health Aarau und DocTeam, präsentierte Ansätze, um Hausärztinnen und -ärzten den administrativen Druck zu nehmen. «Jede Stunde, die für Verwaltung aufgewendet wird, fehlt für Patientinnen und Patienten», sagte er. Gruppenpraxen mit geteilter Infrastruktur und effizienter Organisation seien der Schlüssel für ein attraktives Arbeitsumfeld und nachhaltige Versorgung.
Interprofessionelle Zusammenarbeit entlastet
Hausarzt Ueli Deubelbeiss aus Kirchleerau zeigte, wie Zusammenarbeit funktionieren kann: In seiner Praxis arbeitet er mit einer Pflegefachfrau und einer Apothekerin zusammen. Dieses Modell bringe «Job Enrichment», steigere die Behandlungsqualität und entlaste die Ärztinnen und Ärzte. «So kann ich mich wieder stärker auf die Patientinnen konzentrieren – ohne abends erschöpft zu sein», erklärte Deubelbeiss.
Dr. Daniel Lüscher, Verwaltungsratspräsident des Kantonsspitals Aarau, setzt auf Nachwuchsförderung. Ärztinnen und Ärzte in Ausbildung sollen während sechs Monaten in Hausarztpraxen mitarbeiten. «Nur Inserate reichen nicht. Man muss es einfach machen», sagte Lüscher. 94 Prozent aller Gesundheitsprobleme würden in Hausarztpraxen gelöst – bei nur 8 Prozent der Gesundheitskosten.
Regionale Kooperation als Schlüssel
In der Diskussion wurden auch kritische Punkte angesprochen, etwa die ungleichen Einkommen zwischen Grundversorgern und Spezialisten. Angeregt wurde zudem, in Schöftland ein regionales Gesundheitszentrum – ein «KSA mini» – zu prüfen. Dazu brauche es politische Unterstützung und Finanzierung.
Goldenberger betonte, dass Gemeinden und Kanton eingebunden werden müssten. «Wir müssen das Projekt sichtbar machen und die Leute gewinnen», sagte er.
Das Fazit des Abends: Nur durch Zusammenarbeit über Gemeindegrenzen hinweg kann die Grundversorgung langfristig gesichert werden. Der RVS-Vorstand will Anfang Dezember das weitere Vorgehen beraten und prüfen, ob eine Arbeitsgruppe konkrete Empfehlungen ausarbeitet. Karl Heinz Odermatt

Nach den Fachreferaten gab es eine engagierte Diskussion mit dem fachkundigen Publikum. – Bild: KHO

