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Ich bin dafür

Vielleicht kennen Sie es von eigenen Debatten: Gegen eine Sache sein ist irgendwie einfacher, als dafür zu sein. Weshalb das so ist, weiss ich nicht. Mir scheint auch, dass immer etwa die gleichen dagegen sind und immer etwa die gleichen dafür sind. In der Politik zum Beispiel, oder auch wenn es um meinen Lieblingsfussball-Club geht, den FC Aarau.

Dagegen sein geht so: Man pickt sich irgendetwas heraus, das schlecht ist (zum Beispiel das letzte Spiel des Lieblingsclubs), sucht einen Sündenbock (den Trainer), übertreibt dramatisch und haut dann kräftig drauf (der Trainer muss weg!). Dafür sein ist da schon deutlich schwieriger: Man sucht den positivsten Aspekt (bis zum Gegentreffer spielte das Team gut), färbt dies schön (der Lattenschuss vom Stürmer war Pech, wenn der reingeht, hätten wir gewonnen) und lobt das Team, den Trainer, den Präsi und die tollen Fans überschwänglich (wir werden noch aufsteigen!).

Wie man herzhaft und richtig gut debattiert, kann man lernen, auch in den Schulen. In der Neuen Kantonsschule Aarau findet heute Donnerstag eine Art Wettkampf statt. Dies geschieht im Rahmen des Programms «Jugend debattiert». 20 Aargauer Schülerinnen und Schüler von sechs Schulen messen sich am heutigen Regionalfinale Aargau Sek II. Mit dabei sind die Kantonsschulen aus Aarau, Baden, Wettingen, Zofingen sowie das Kollegium St. Fidelis Stans.

Das Witzige dabei ist: Die Themen sind vorgegeben, die Meinungen (Pro oder Kontra) werden ausgelost. Die Jugendlichen werden von einer erfahrenen Jury mit Personen aus der Wirtschaft, Politik, Medien, Bildung und YES Alumni nach den Kriterien Gesprächsfähigkeit, Sachkenntnis, Überzeugungskraft und Ausdrucksvermögen bewertet. Darunter auch Beat Flach, Nationalrat GLP, sowie Cédric Wermuth, Nationalrat und Co-Parteipräsident SP. Am Ende des Tages wird es drei Gewinnerinnen und Gewinner geben, die für den Schweizer Final in Bern qualifiziert sind.

Mich würde es interessieren, ob sich heute in Aarau zeigt, dass es tatsächlich einfacher ist, dagegen zu sein als dafür. Und wird jemand, der chronisch alles ablehnt, irgendwann zu einem ewiggestrigen Wutbürger, der sich gegen jeglichen Fortschritt wendet? Oder ist das zu pauschal?

«Wie viel Erdbeer-Eis muss der Mensch noch essen, bis er endlich einmal sagt: ich bin dafür!», fragt die Norddeutsche Kultband «Element of Crime» in einem ihrer Songs.

Kaspar Flückiger, Redaktor

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