
Neue Perspektiven
Grüezi metenand. Ich bin der «Neue» auf der Redaktion des «Landanzeigers» und komme vom «Anzeiger Michelsamt» im Luzernischen rüber in den Aargau. Ich war immer schon der Meinung, dass Grenzen vor allem im Kopf bestehen und dazu da sind, dass man sie mutig überwindet. Ich fühle mich sowieso primär als Erdenbürger und habe mich zum Spezialisten für «Grenzüberschreitungen» entwickelt. So arbeitete ich schon fast in der ganzen Schweiz. Guten Journalismus zu machen ist zudem völlig unabhängig vom Kanton. Es kommt mir deshalb nun vor, wie wenn ich die Klasse und das Schulhaus wechseln würde. Das ist immer mit etwas Aufregung verbunden, doch so ein Klassenwechsel lohnt sich meistens, denn es gibt neue Perspektiven und Möglichkeiten.
Es ist über 40 Jahre her, dass ich als ewig stolzer Nidwaldner, als ziemlich direkter Nachfahre der Gründer der Eidgenossenschaft, in Stans im «Pestalozzi-Schulhaus» die drei Jahre Sekundarschule absolvierte. Alle fünf Jahre treffen wir uns seither zur Klassenzusammenkunft. Kürzlich war es wieder so weit. Wir machen dann jeweils eine Vorstellungsrunde, wo jeder kurz erzählen kann, was er so gemacht hat, was gelungen ist und was weniger. Fast alle sind dann auch sehr ehrlich und selbstkritisch, eben nicht wie auf Social Media, sondern wie das Leben so spielt. Ich finde es immer spannend zu sehen, was aus jedem und jeder Einzelnen geworden ist, wie er/sie sich entwickelt hat. «Bildung ist das, was übrig bleibt, nachdem man alles vergessen hat, was man in der Schule gelernt hat», sagte Albert Einstein. Und wir lachten oft im gleichen Sinn: «Erfolg ist, es trotz der Schule zu etwas zu bringen im Leben.» Ein Kollege druckte diesmal sogar ein T-Shirt mit «School’s Out Revival 2025 / Pestalozzi 78 bis 81 Stans». Die Freude über den Schulschluss damals war immer noch deutlich spürbar: Endlich keine nervenden Lehrer, keine «Blitzer» mehr, endlich frei! Wir wussten ja nicht, dass wir in der Berufswelt so viel mehr Verantwortung und Eigeninitiative an den Tag legen dürfen als in der wohlbehütenden Schule.
Waren frühere Klassentreffen noch rauschende Partys bis morgens um vier, sind wir alle mit jedem Mal ruhiger und «braver» geworden. Immerhin essen in unserer Generation noch fast alle Fleisch und stossen mit Alkohol an …
Und in weiteren fünf Jahren werden wir alle auf der Schwelle zur Pensionierung stehen, noch mehr auf dem braven «Weisch no?»-Trip. Oder wir werden sagen: «Mit 66 Jahren – da fängt das Leben an!»





