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Sprache ist viel mehr als Sprechen

Es ist so ein schöner Sommerabend. Ein erfrischendes Bier ist jetzt genau das Richtige, um diesen Tag ausklingen zu lassen. Deshalb gehts in die Altstadt und mein Mann und ich setzen uns in die «Gartenwirtschaft». Eine junge Frau tritt mit einem freundlichen Lächeln an unseren Tisch, um unsere Bestellungen aufzunehmen. «Zwöi Grossi», sag ich, merke an ihrem Gesichtsausdruck aber schnell, dass sie nicht recht versteht, was ich will. Mit akzentreichem Hochdeutsch erklärt sie uns, dass sie aus der Ukraine kommt und ihr «Schwyzerdütsch» noch nicht so gut sei. «Keis Problem», entgegne ich ihr und gebe die Bestellung nochmals auf Hochdeutsch auf.

Wir beginnen einfachhalber auf Englisch etwas Smalltalk zu führen. Woher aus der Ukraine sie kommt, wie lange sie schon hier ist und wie ihr Aarau so gefällt, wollte ich wissen. Trotz Sprachbarriere sind wir uns auf Anhieb sympathisch. Zwischen dem Bedienen der restlichen Tische vertiefen wir unser Gespräch. Sie hat ebenfalls einen Hund, geht auch in der Telli mit ihm spazieren. Gesprächsstoff hätten wir für einen ganzen Abend.

Mein Bier ist leer. Als sich mein Blick und jener meiner neuen Bekanntschaft treffen, steht sie mehrere Meter weit entfernt. Ich halte mein leeres Bierglas hoch, um ihr zu zeigen, dass ich gerne noch was bestellen möchte. Sie wiederum lässt ihren Zeigefinger kreisen. «Noch eine ­Runde?», fragt sie damit unmissverständlich. Ich wiederum strecke zuerst einen Finger nach oben und zeige dann auf mich. Nur noch eins, signalisiere ich ihr damit. Sie nickt mir mit einem Lächeln zu, streckt die Hand in meine Richtung und hält den Daumen nach oben. Wird erledigt.

Ein paar wenige Minuten später tritt sie mit meinem Bier an unseren Tisch. Ich bedanke mich bei ihr und sage: «Und irgendwie sprechen wir halt eben doch dieselbe Sprache.» Sie lacht, nickt und stimmt mir zu. Sprache ist viel mehr als das, was wir sprechen. So kann es sein, dass man zwar dieselbe Sprache spricht, sich aber trotzdem nicht versteht. Und wiederum – und das haben wir beide an diesem Abend gezeigt – kann man sich sogar ohne zu sprechen verstehen. Ganz egal, woher wir kommen, Gestik und Mimik ist die Sprache, die uns alle verbindet. Man muss sich nur auch verstehen wollen. Sarah Moll

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