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Und es war Winter

In letzter Zeit schlafe ich mehr schlecht als recht. Vorletzte Nacht sorgte ein wirrer Traum dafür, dass ich morgens um vier schlagartig erwachte. Schnell atmend sass ich aufrecht im Bett. Was habe ich geträumt? Dies: Peter Maffay stand im schneebedeckten Garten, ein Lagerfeuer brannte, er nahm seine Gitarre hervor und sang seinen grossen Hit: «Und es war Winter». Nachbarn kamen herbei, bildeten einen Kreis, sangen mit: «Und es war Winter, zum ersten Mal im Leben», «ich war 16 und sie 31», «ich war kein Kind mehr» und so weiter.

Und während er sang in unserem Garten, kamen mir Zweifel. Moment mal, das kann doch nicht sein, dachte ich im Traum (haben sie das auch, dass sie im Traum manchmal denken «das kann doch nicht sein»?). Item, Maffays Lied geht doch ganz anders, dachte ich im Traum. Also vom Text her. Skeptisch schaute ich hin und sah, das ist auch nicht Peter Maffay, der da im Garten singt. Die Warze fehlt! Das war der Moment, als ich erwachte.

Beim Morgenkaffee beschäftigte mich das Geträumte noch immer. Vor allem fragte ich mich, weshalb ich ausgerechnet von Peter Maffay träumte. Ich war nie ein Fan seiner Musik. Weil ich auch am Abend immer noch keine Erklärung fand, liess ich den vorhergehenden Abend nochmal Revue passieren. Okay, gestern Abend schaute ich im Fernsehen eine Musik- und Talk-Sendung auf ARD. Langsam kam eine Erinnerung zurück. In der Sendung kündigte die Gastgeberin den nächsten musikalischen Gast an: «Begrüssen Sie mit mir: Peter Maffay!».

Nun lichteten sich weitere Erinnerungsnebel und ich sah die Szene wieder vor mir: Peter Maffay, in echt und mit Warze, setzte sich auf einen Barhocker, schaute ins Publikum, lächelte verschmitzt und kündigte sein Lied an: «Und es war Winter, nä?» Einige riefen: «Nein, es war Sommer!», Maffay schmunzelte wie ein Schulbub und spielte den Song auf zugegebenermassen berührende Weise.

Warum erscheint mir ausgerechnet dieser Sänger nach Jahrzehnten im Traum? War ich all die Jahre insgeheim ein Fan von Peter Maffay und wusste es nicht? Meine Freunde würden sich krümmen vor lachen. Sie verbinden mich mit Bands von ganz anderem Kaliber. Muss man «über sieben Brücken» gehen, um eine Antwort zu finden? Abends im Bett summte ich leise Maffays Songzeile «Manchmal wünsch ich mir mein Schaukelpferd zurück» und konnte danach herrlich einschlafen.

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