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Volles Haus, gute Laune – und eine launige Rede

Landammann Jean-Pierre Gallati machte der Auftritt in Safenwil sichtlich Spass – in seiner Ansprache wich er immer wieder vom Redetext ab.

Das Thermometer zeigte kühle 15 Grad, am Himmel hingen dunkle Wolke, und die Besucherinnen und Besucher eilten am Dienstagmittag strammen Schrittes dem Sporthaus Höch¬acker zu, um dem Regen zu entrinnen. Drinnen herrschte an den gut besetzten Tischen gute Laune. Rund 170 Safenwilerinnen und Safenwiler, Walterswilerinnnen und Walterswiler waren gekommen, um gemeinsam den Geburtstag der Eidgenossenschaft zu feiern. Eine stolze Zahl, über die er sich sehr freue, meinte der Safenwiler Gemeindeammann Daniel Zünd, der – dem Anlass gerecht – eine mit dem Gemeindewappen bedruckte Krawatte zum weissen Hemd trug.

Sichtlich gut gelaunt war auch der Gastredner, Landammann Jean-Pierre Gallati – und launig, aber auch tiefgründig war seine Rede. Die Staatskanzlei hatte im Vorfeld den Text verschickt; Gallati wich an vielen Stellen davon ab, erteilte da und dort einen Seitenhieb oder provozierte Lacher. Gallati ist in Waltenschwil aufgewachsen; ein Umstand, der früher oft zur irrigen Annahme geführt hat, dass er Solothurner ist, weil viele Leute Waltenschwil mit Walterswil verwechselten. Umso mehr freue er sich jetzt, an einer Bundesfeier zu sprechen, an der zwei Kantone vertreten seien.

Die Schweiz stehe vor «gröberen Themen», sagte der Aargauer Gesundheits- und Sozialdirektor einleitend: Ukrainekrieg, Inflation – und eine «Migration, die uns überfordert». Die Gesellschaft aber kümmere sich lieber um Genderfragen oder die richtige Anzahl Toiletten in öffentlichen Gebäuden. Dass die Schweiz allerdings über Kuhhörner und ähnliche Dinge abstimmen könne, zeige die grosse Gestaltungsfreiheit, die auch kleine Veränderungen ermögliche. Dies stabilisiere das politische System des Landes. «Das Schlimmste, was einer direkten Demokratie passieren kann, ist, dass sich die Bürger nicht für sie interessieren.» Das Land sei als direkte Demokratie deshalb unbedingt auf eine aktive Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger angewiesen. Sorgen machen, dass ihnen das nicht zugemutet werden könne, weil sie schlecht informiert seien – wie man das manchmal im Ausland vermute –, müsse man sich nicht. «Die Frage ist eher, ob die Behörden gut informiert sind», meinte Gallati spitz. Und führte als Beispiel das Elektronische Patientendossier an, das bekanntermassen seit Jahren nicht aus den Startlöchern kommt und – so der Regierungsrat – «in Bern gerade eben wieder verschlimmbessert worden ist».

Aber nicht nur das Mitreden bei nationalen Fragen sei wichtig. Gelebt werde der Milizgedanke vor allem auf Gemeindeebene – hier sei das Engagement für die direkte Demokratie zentral. Dass immer mehr Gemeinden Mühe bekunden, ihre politischen Ämter und Behörden zu besetzen, mache ihm Sorgen. «Der Schlüssel ist: Wir müssen die Schweiz gestalten», so Gallati in einer Art Aufruf zum Schluss.

Damit brachte er noch einmal auf den Punkt, was sich als Topos durch die ganze Rede zog: Die Teilnahme am politischen Leben ist Recht und Pflicht zugleich; wird davon nicht mehr Gebrauch gemacht, ist die Freiheit bedroht.

Froh war Gallati zum Schluss, dass er beim Singen des Schweizerpsalms zu den Klängen der Musikgesellschaft Safenwil-Walterswil eine Stimme von vielen war: «Die Hymne wäre nichts Schönes, wenn ich sie alleine singen würde», meinte er schmunzelnd. Philippe Pfister

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