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Wie schläft eine Giraffe?

Wenn Vollmond ist, schlafe ich regelmässig schlecht. Schon Tage zuvor. Ich wälze mich hin und her, mach Entspannungsübungen, versuche neue Schlafrituale. Alles vergebens, es will einfach nicht klappen mit «em tüüfe, gsunde Schloof», wie es mir mein Matratzenverkäufer versprochen hat.

Der Vollmond Anfang Woche hat mich so gequält, dass ich in der Nacht meinen Laptop aufschaltete und nach Gründen für meine Mondfühligkeit googelte. Laut einer Schweizer Studie sollen die Melatonin-Werte im Körper schuld sein. Diese sinken bei Vollmond und machen uns weniger schläfrig. Danke, aber diese Info macht mich nicht müder. Ein anderer Schlafforscher rät, das Schlafzimmer nachts stark abzudunkeln. Dickere Vorhänge habe ich aber schon, Rollläden auch. Auf eine Schlafmaske mit Kühlkissen gegen Augenringe am Morgen habe ich keine Lust.

Stattdessen finde ich weitere lustige Themen rund ums Schlafen im Internet. Eine Giraffe braucht nur rund vier Stunden Schlaf am Tag. Das tut sie in kurzen Etappen im Stehen, Liegen oder verrenkt – in mir erwachen Erinnerungen ans Militär –, die Giraffe tut dies aber, damit sie vor Fressfeinden geschützt bleibt. Ebenfalls spannende Schlafgewohnheiten haben Delfine. Bei ihnen schläft nur jeweils eine Hirnhälfte, die andere hält wachsam Ausschau nach Feinden. Dementsprechend ist auch nur ein Auge geöffnet.

Ich schaue einäugig auf die Uhr. Kann man Schlaf eigentlich vor- oder nachholen? Vorholen geht nicht, verrät ein Artikel von Fernsehen SRF. Man kann aber Schlaf nachholen. Das beruhigt mich. Man empfiehlt mir nach einer kürzeren Nacht ein Mittagsschläfchen oder eine verlängerte Folgenacht.

Das Internet wird nicht müde, mich mit immer weiteren Schlaf-Themen wach zu halten. So komme ich bei der Frage an, die sich meine Frau wohl jede Nacht stellt: Wieso schlafen Schnarchende seelenruhig, während Bettnachbarn kaum ein Auge zubringen? Im Beitrag der Sendung «Puls» von SRF erzählt ein Fachmann, dass auch Schnarchende ihr eigenes Schnarchen hören. Doch der Körper kann Töne einordnen und wenn sie als selbstverursacht wahrgenommen werden, würde unser Gehirn das Schnarchen ignorieren. Wenn es aber nicht von uns kommt, werden wir evolutionsbedingt sofort wach. Diese Aussage beruhigt mich. Wenig später ist der Vollmond vergessen und ich schlafe doch noch ruhig ein.

Raphael Nadler, Chefredaktor

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