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Von Windeln und Babybrei zurück zur Word-Datei

Eigentlich ist alles gleich geblieben. Der Drucker ist noch an derselben Stelle und macht denselben summend-surrenden Ton, wenn man an ihm vorbeigeht. Vom Sitzungszimmer her kommt der vertraute Geruch von Kaffee. Und die Kollegen diskutieren über die Platzierung von Artikeln, welche Texte man für die nächste Ausgabe unbedingt noch erfassen sollte und wer welche Anlässe abdeckt.

Eigentlich ist alles gleich geblieben. Nur ich bin es irgendwie nicht. Es sind Kleinigkeiten. Die Art, wie ich mein Handy checke und dabei nicht nur die neusten Mails und Nachrichten sehe, sondern auch ein Foto, wie meine Kleine friedlich im Kinderwagen schläft. Es ist die Art, wie ich während der Sitzung mit dem Stuhl wippe, als hätte ich mein Baby wiegend in den Armen. Es ist meine innere Uhr, die mir um halb 12 ein Signal sendet, es wäre Zeit zum Stillen. Und alles, was auf der Arbeit geschieht, erscheint mir etwas weniger wichtig als noch vor einigen Monaten. Denn Hauptsache, meine Süsse ist munter und «gfräsig».

Ich habe in den letzten Monaten meinen Horizont erweitert und gelernt, im Halbschlaf Windeln zu wechseln. Ich habe gelernt, dass Babyspucke ungefähr drei verschiedene Aggregatzustände hat – und alle davon unterschiedlich auf Textilien reagieren. Ich habe gelernt, wie schnell man mit einer Hand einen Body zuknöpfen kann (Rekordzeit: 8,3 Sekunden) und viel Babyspucke auf dem Pulli sein darf, damit er immer noch in der Öffentlichkeit getragen werden kann. Dass 5 Minuten alleine im Badezimmer so luxuriös sind wie ein Wochenendtrip nach London. Und wie viel Liebe man für ein sabberndes, kleines Gesicht empfinden kann, selbst um 3.23 Uhr morgens.

Trotzdem geniesse ich es, wieder auf der Redaktion zu sein. So sitze ich gerade vor einer leeren Word-Datei, die ich mit diesen Sätzen hier fülle. Endlich wieder ganze Sätze! Sätze, an denen ich feilen kann und die nicht aus Worten wie «Abubuu» und «Dadada» bestehen.

Ich bin zurück aus dem Mutterschaftsurlaub und freue mich wieder auf jegliche Begegnungen an den verschiedensten Anlässen. Auf den Austausch und darauf, Neues kennenzulernen. Denn eigentlich bin auch ich gleich geblieben. Nur eben nicht ganz. Und das ist auch gut so.

Sarah Moll

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