
CB-Funk boomt wieder «CQ, CQ, allgemeiner Anruf von Romeo November 73»
«Manchmal höre ich nur ein leises Rauschen aus meinem Lautsprecher», erzählt der langjährige CB-Funker*, während wir vor seinem Funkgerät sitzen. «Und dann – plötzlich – bricht eine Stimme durch, klar, nah und doch von irgendwo da draussen.» Genau das fasziniere den ehemaligen Fernfahrer seit über 40 Jahren: «Man weiss nie, wen man gleich hören wird.»
Er war Anfang 20, als er sein erstes Funkgerät kaufte. «Auf dem 11-Meter-Band haben wir nach Kontakten gesucht, über Technik diskutiert – und manchmal einfach über das Wetter oder Gott und die Welt. Aus diesen Gesprächen entstanden Freundschaften, echte, die weit über den Funk hinausgingen.»
Ein Hobby mit Aufs und Abs
In den 70ern und 80ern sei der CB-Funk riesig gewesen, erzählt er. «Wir nannten uns ‹Funkerfamilie›, sassen abends zusammen, tranken ein Bier und tauschten uns über Antennen, Rauschsperren und Reichweitenrekorde aus. Klar, manchmal hörte man tagelang nur Statik – aber genau das machte die seltenen, klaren Verbindungen so besonders.»
Ein wichtiger Teil des CB-Funks sei die Anonymität. «Jeder Funker benutzt einen Rufnamen. Ich selbst war früher ‹Saratoga 73› auf 27 MHz. Diese Namen schützen die Privatsphäre, geben einem Charakter und machen den Funkkontakt persönlicher. Niemand nennt sich mit seinem echten Nachnamen – das gehört einfach zur Kultur.»
QSL-Karten: Postalische Erinnerungen
Er zeigt mir ein paar kleine, selbstgezeichnete Postkarten. «Das sind QSL-Karten», erklärt er. «Damit dokumentieren wir ein Funkgespräch: Wer war am anderen Ende, wann wurde gefunkt, auf welchem Kanal. Für viele Funker sind sie wertvolle Erinnerungsstücke und zeigen Kontakte aus der ganzen Welt.» Das Austauschen dieser Karten gehöre zur Tradition und verbinde Funker über Ländergrenzen hinweg. «Früher kamen sie auf dem Postweg», blickt der Funker zurück, «heute leider nur noch digital».
Revival im digitalen Zeitalter
Die Einführung der Mobiltelefone sei für viele Funker ein Rückschlag gewesen. «Auch ich habe mein Mikrofon zeitweise zur Seite gelegt», sagt er. Doch heute, mit 67, sei das Déjà-vu da: «Der CB-Funk ist zurück. Und ich bin wieder mittendrin.»
«Warum?», frage ich. «Weil analoge Kommunikation etwas Einzigartiges hat», antwortet er. «Sie ist unabhängig von Netzen und Servern, funktioniert auch dann, wenn das Handy schweigt. In Notfällen ist sie Gold wert – und sie bringt Menschen zusammen. LKW-Fahrer, Technikbegeisterte, Outdoor-Fans oder einfach Leute, die eine offene Plattform suchen: Sie alle treffen sich weltweit wieder im Äther.»
Dazu komme die moderne Technik: «Damals musste man mit 500 Milliwatt auskommen, heute darf ich mit 4 Watt auf AM und FM senden, sogar mit 12 Watt auf SSB. Richtantennen sind erlaubt – und damit reichen meine Signale oft weit über die Region hinaus. Für mich fühlt sich das an wie eine zweite Jugend.»
Mehr als nur Nostalgie
«Natürlich ist es auch ein Stück Erinnerung», sagt er, während er eine alte Funkkarte in der Hand hält. «Viele meiner alten Funkkollegen sind inzwischen pensioniert – so wie ich. Aber das Revival ist mehr als Nostalgie: Es ist ein Gegentrend zur Digitalisierung, eine Rückkehr zu direkter, menschlicher Kommunikation.»
Wenn er heute sein Funkgerät einschaltet und eine Stimme aus Gränichen, Ruswil, Hamburg oder sogar aus Übersee höre, sei das für ihn ein kleines Wunder. «Kein App, kein Algorithmus – nur ein Signal, das durch den Äther seinen Weg findet.» Und CB-Funken bleibe spannend: «Jedes Mal, wenn ich einen Funkspruch starte, frage ich mich: Aus welcher Ecke der Welt meldet sich wohl heute jemand?» RAN
*Der CB-Funker möchte anonym bleiben.

Bild: RAN

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