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Noemi Egolf, die Frau, die bei den Männern spielt

Noemi Egolf ist die Exotin im Schweizer Faustball Nationalteam. Die 21-Jährige aus Auenstein ist die einzige Spielerin, die nicht in der Nationalliga A der Frauen aufläuft. Sie spielt bei ihrem Stammverein STV Oberentfelden in der 2. Liga – bei den Männern. Hin und wieder hilft sie zudem in der Nationalliga B Equipe der Frauen aus. «Dass ich bei den Männern trainieren und Meisterschaft spielen kann, hilft mir. Ich kann vom höheren Tempo profitieren», sagt Noemi Egolf, die vorzugsweise als Mittelfrau spielt, jedoch auch in der Abwehr eingesetzt werden kann.

Die Chance gepackt
Dass sich Noemi Egolf – obwohl sie nicht in der Nationalliga A spielt und daher auch keinen direkten Vergleich mit ihren Nati-Kolleginnen hat – den Sprung ins World-Games-Kader geschafft hat, spricht für ihre Qualitäten. Und die hat Egolf, die aus einer richtigen Faustball-Familie stammt, an ihrem bislang grössten Turnier eindrücklich unter Beweis gestellt.

Zu Beginn des World-Games-Turniers, bei dem die Faustballerinnen übrigens zum allerersten Mal teilnehmen durften, gehörte Noemi Egolf noch nicht zur Stammformation von Nationaltrainer Anton Lässer. Erst als sich Abwehrspielerin Rahel Hess bei einem unglücklichen Zusammenstoss verletzte, kam die Chance für Noemi Egolf. Und die packte sie resolut. «Ich habe mich auf der einen Seite extrem gefreut, dass ich endlich zum Spielen kam. Ich bin fast «vergitzlet» auf der Bank. Aber auf der anderen Seite war es nicht gut, dass ich eine verletzte Mitspielerin ersetzen musste», beschreibt Noemi Egolf ihre Gefühlslage bei der Einwechslung.

Noemi Egolf machte ihre Sache auf der für sie eher ungewohnten Abwehrposition gut. Ja mehr als das. Sie spielte so stark, dass sie für den weiteren Verlauf des Turniers zur Stammformation gehörte, obwohl ihre verletzte Mitspielerin wieder einsatzbereit war. Sowohl beim überraschenden Halbfinalsieg gegen die favorisierten Brasilianerinnen (3:1) als auch beim starken Finalauftritt der Schweizerinnen gegen die übermächtigen Deutschen (2:4) gehörte Noemi Egolf zu den Leistungsträgerinnen.

Viele Rückmeldungen
Vor allem das Finalspiel war eine ganz besondere Angelegenheit, wurde doch die Partie live auf «Sport 1» übertragen. «Das hat man natürlich im Hinterkopf und will eine möglichst gute Leistung bringen. Schliesslich sollen die Leute Zuhause guten Faustball sehen und sich im Idealfall weiterhin für unseren Sport interessieren», sagt Egolf.

Das ist dem gesamten Schweizer Team und auch Noemi Egolf definitiv gelungen. «Nach dem Final ist mein Handy fast explodiert», erzählt Noemi Egolf lachend. «Ich habe unglaublich viele Nachrichten bekommen – darunter auch viele Anfragen und Gratulationen von Leuten, die ich gar nicht kenne. Das war schon eine coole Erfahrung.»

Noch immer Gänsehaut
Unter den Anfragen waren auch andere Sportlerinnen und Sportler, die an den World Games teilgenommen haben. Darüber hat sich Egolf besonders gefreut, denn nicht zuletzt wegen den anderen Athletinnen und Athleten waren die World Games so speziell. «Die Atmosphäre war krass. Vor allem die Eröffnungsfeier war unglaublich. Als Sportlerin aus einer Randsportart ist man es sich definitiv nicht gewohnt, in ein Stadion mit 40’000 Zuschauern zu laufen.»

Neben der eindrücklichen Eröffnungsfeier bleiben Noemi Egolf vor allem das Halbfinal- und das Finalspiel in Erinnerung. «Diese beiden Matches werde ich wohl nie mehr vergessen. Ich habe beide Partien seither sicher schon drei Mal angeschaut und hatte jedes Mal wieder Gänsehaut.»

Noemi Egolf war die einzige Aargauerin im Frauen Nationalteam. Bei den Männern, die an den World Games ebenfalls etwas überraschend die Silbermedaille gewinnen konnten, waren mit Luca Flückiger und Noemis Bruder Tim Egolf zwei weitere Aargauer mit dabei.

Hier geht es zu www.aargauersport.ch und weiteren Sportgeschichten.