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Ab auf die Streitbrücke

Zwischen einzelnen Vertretern des Einwohnerrates und dem Gemeinderat Buchs ist ein Streit entbrannt, den ich in meiner 30-jährigen Journalistenzeit so noch nie erlebt habe. Der Baum brennt. Lichterloh! Der Ton ist rau, gehässig, verletzend, diffamierend und vor allem nicht lösungsorientiert.

Auch bei meinen beiden Kindern – 12 und 14 Jahre alt – schepperts ab und zu. In der Schule oder zu Hause. Sie haben aber bereits in den ersten Schuljahren der Unterstufe die «Streitbrücke» kennen und umsetzen gelernt. Dabei geht es darum, dass die verkrachten Kinder in vier Stufen zu einer gemeinsamen Lösung finden, um sich am Ende in der Mitte wieder zu begegnen. Im Beisein einer Lehrperson schildert jedes der Kinder sein Problem. Danach gehen sie einen ersten Schritt auf das Gegenüber zu. Nun werden Ideen gesucht, um die Situation zu verbessern. Wieder geht es einen Schritt vorwärts. Später werden Lösungsansätze präsentiert und am Ende geben sich die beiden ehemaligen Streithähne die Hand. Oft entschuldigen sich gleich beide Seiten und geloben Besserung. Mit der Streitbrücke lernen alle Kinder schon früh, einen Konflikt selbständig und konstruktiv zu lösen.

In Suhr, zum Beispiel, haben in der Primarschule alle Klassen eine kleine Streitbrücke erhalten. Zudem gibt es im «Vinci» im Eingangsbereich eine grosse begehbare Holzbrücke. An einigen Orten wurden Streitbrücken auf den Pausenplatz aufgemalt. Dies als kleiner Hinweis, falls jemand der betroffenen Buchser eine Streitbrücke sucht.

Die politische Schlammschlacht zwischen Teilen des Einwohnerrates und des Gemeinderates von Buchs dauern bereits seit rund zwei Jahren an. In den letzten Wochen hat sich alles weiter zugespitzt, weil die eine Seite eine Aufsichtsanzeige gegen den Gemeinderat respektive die Abteilung Bau, Planung und Umwelt der Gemeinde Buchs eingereicht hat. In intensiven Mail- und Briefwechseln, aber auch in harschen Posts in den sozialen Medien wurde von den Einwohnerräten und deren Parteien kräftig Öl ins Feuer gegossen. Dem Gemeindepräsidenten wurde Amtsmissbrauch unterstellt und wiederholt wurde sein Kopf gefordert.
Dass es bei diesem Streit um mehr geht als «nur» Politik, zeigt die Tatsache, dass die Einwohnerräte nicht gewillt sind, mit dem Gemeinderat an einen Tisch zu sitzen und sich auszusprechen.

Meinen Kindern würde ich raten: «Ab auf die Streitbrücke, aber dalli!»

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