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Eniwa: Verzicht auf Preiserhöhung beim Gas führt wie erwartet zu tieferem Ergebnis

Die Positionierung der Eniwa AG stimmt, die Auftragslage ist hoch und der investitionsintensive Ausbau der fünf Versorgungsnetze kommt voran. Im 1. Halbjahr 2023 verzeichnet die Eniwa AG trotz einem Wachstum bei ihren Dienstleistungen sowie in den Bereichen erneuerbare Energien, Elektromobilität und Digital mit CHF 1,5 Mio. ein tieferes Betriebsergebnis (EBIT). Die Eniwa AG hat auf eine Erhöhung der Gaspreise zugunsten der Kundinnen und Kunden verzichtet, obwohl die Beschaffungskosten massiv gestiegen sind. Dies führt zu beträchtlichen Mindereinnahmen und zum Halbjahresergebnis 2023 von CHF 1,5 Mio. Für 2024 rechnet die Eniwa AG wieder mit einem besseren Ergebnis.

Der milde Winter und der überdurchschnittlich warme Frühling führten zu wenigen Heizgradtagen, welche den Gasabsatz am stärksten beeinflussten. Das warme Wetter führte im Vergleich zum Vorjahr zu einem tieferen Netzabsatz von -4.8% auf 241 GWh beim Strom, -13.0% auf 208 GWh beim Gas und von -7.0% auf 33 GWh bei der Fernwärme/Fernkälte. Der Energieabsatz lag im ersten Halbjahr bei 171 GWh (-5.7%) beim Strom, der Absatz im Eniwa Gasnetz bei 206 GWh (-12,8%).

Finanzielle Auswirkungen der Sicherstellung der Versorgungssicherheit im Winter 2022/2023

Aufgrund der sehr angespannten Versorgungslage im Herbst 2022 hatte sich die Eniwa AG vertraglich ausreichend Strom und Gas gesichert, um ihren Kundinnen und Kunden stets eine sichere Versorgung zu gewährleisten. Die hohen Strombeschaffungskosten im ersten Halbjahr und der Entscheid, auf die Weitergabe der höheren Beschaffungskosten beim Gas zu verzichten, schlagen sich im Halbjahresergebnis der Eniwa AG nieder. Die fehlenden Deckungsbeiträge beim Gas führen zu beträchtlichen Mindereinnahmen. Insgesamt führten die höheren Beschaffungskosten in einem sehr volatilen Umfeld beim Strom und Gas zu einem um 16% höheren Umsatz, aber zu geringeren Deckungsbeiträgen.

Steigende Nachfrage nach digitalen Dienstleistungen (EnerCom)

Als Energieversorgerin geniesst die Eniwa AG auch grosses Vertrauen im Geschäftsbereich Digital, insbesondere bei der Bereitstellung der notwendigen digitalen Infrastruktur. Rechenzentren und Glasfasernetze sind für Wirtschaft und Gesellschaft inzwischen derart wichtig, dass sie für Eniwa als fünftes Versorgungsmedium gelten. Der Bereich EnerCom gewinnt mit dem Ausbau des Glasfasernetzes (FTTH), dem immer grösser werdenden Datacenter in Buchs sowie mit Internet- und Cloudlösungen laufend neue Kundinnen und Kunden. Das anhaltende Wachstum bei den Firmenkunden zeigt die steigende Nachfrage nach einer leistungsfähigen, sicheren und nachhaltigen digitalen Infrastrukturversorgung. Redundante Speicherorte, Cloud-Architekturen und Cybersicherheit werden für kleinere und mittlere Unternehmen strategisch immer wichtiger.

Elektrodienstleistungen mit hoher Auslastung und starkem Auftragseingang

Sowohl der Auslastungsgrad als auch der Auftragseingang sind bei der Elektroabteilung hoch und über alle Segmente gleichmässig verteilt. Ein starkes Wachstum verzeichnet die Eniwa AG im Bereich der erneuerbaren Energien, beim Bau von Photovoltaik-Anlagen und beim Ausbau der Elektromobilität. Der Auftragseingang liegt über den Erwartungen. Aufgrund von Lieferverzögerungen in der Lieferkette liegt der Fokus neben der Akquise von neuen Projekten auf dem effizienten Abschluss der noch zahlreichen offenen Aufträge.

Richtig positioniert für eine umweltfreundliche Energiezukunft

Die Eniwa arbeitet weiter an einer sicheren, wirtschaftlichen und umweltfreundlichen Energiezukunft. «Wir sind gut aufgestellt, um die vielen energiepolitischen Herausforderungen zu meistern», ist Eniwa CEO Hans-Kaspar Scherrer überzeugt. Die Eniwa AG setzt die klimapolitischen Aus- und Umbauziele des Bundes, des Kantons, der Versorgungsgemeinden und insbesondere die Energiestrategie der Stadt Aarau um. Damit wichtige Projekte rasch realisiert werden können, sind die enge Zusammenarbeit mit den Behörden und die Beschleunigung der Bewilligungsverfahren essenziell.

Hohe Investitionen in fünf Versorgungsnetze

Das neue Dotierkraftwerk in Schönenwerd liefert erneuerbaren Strom aus Wasserkraft für 1’000 Haushalte, der Bau der Biogasanlage in der Telli (Green Power Aarau) kommt fahrplanmässig voran und die Elektromobilität wird im Einzugsgebiet laufend ausgebaut. Zudem baut Eniwa ein leistungsfähiges Wärme- und Kältenetz und investiert in den Ausbau der digitalen Infrastruktur (FTTH) und in digitale Angebote. Eniwa investiert als nachhaltige Energieversorgerin jährlich hohe Mittel in die Energiewende und in die Dekarbonisierung.

Kraftwerkserneuerung von strategischer Bedeutung

Die beiden Projekte «Neues Unterwerk» und «Neubau des Wasserkraftwerks» in Aarau sind für die Energiewende und die Erreichung der Energieziele der Stadt Aarau von strategischer Bedeutung. Damit könnte sowohl der Anteil an erneuerbarer Wasserkraft als auch die Versorgungssicherheit in der Region Aarau massiv erhöht werden. Zudem haben die letzten Jahre deutlich gezeigt, dass der von der Eniwa AG selbst produzierte Strom günstiger ist als die durchschnittlichen Beschaffungskosten. Bedauerlicherweise sind beide Projekte, die langfristig erneuerbare Bandenergie aus der Region und Versorgungssicherheit liefern würden, weiterhin durch private Einsprachen blockiert und werden verzögert, was beträchtliche Mehrkosten verursacht.

Ausblick Eniwa 2023 und 2024

Die Eniwa AG erwartet bei guter Auftragslage und hohem Auftragseingang für das Jahr 2023 ein befriedigendes Ergebnis. Zum Ausblick 2024 sagt CEO Hans-Kaspar Scherrer: «Ich bin überzeugt, dass die Eniwa im Jahr 2024 wieder an frühere Jahresergebnisse anknüpfen wird und wir nächstes Jahr wieder mit einem besseren Ergebnis abschliessen werden.»

Tiefere Abhängigkeit vom Ausland durch mehr Eigenproduktion in der Schweiz

Die Preisvolatilitäten an den Energiemärkten Strom und Gas haben die Abhängigkeit der Schweiz von den internationalen Märkten klar aufgezeigt. Mehr Eigenproduktion in der Schweiz würde zu mehr Preisstabilität führen. Die aktuellen Überlegungen der nationalen Behörden und Regulatoren tendieren leider zu laufend geringeren Margen für die regionalen Energieversorger. Dies wirkt sich zunehmend negativ auf deren Investitionsfähigkeit in bestehende und neue Netze und Anlagen aus.

Umbau erfordert hohe Investitionen in Netze und erneuerbare Energien

In den nächsten Jahren braucht es grosse Investitionen, um die Verlagerung von hohen Kosten für fossile Energie aus dem Ausland in tragbare Kosten für erneuerbare Energie aus der Schweiz zu schaffen. Im Zentrum stehen der Ausbau der inländischen Produktion und neuer Netze, wie zum Beispiel das Wärmenetz oder ein Wasserstoffnetz. Die Energiekrise zeigt, dass es nun auf allen Ebenen gilt, den Umbau der Energieversorgung von über zwei Drittel fossiler Energie auf möglichst regionale erneuerbare Energie voranzutreiben.

Laufwasserkraft als Bandenergie der Zukunft

Im Jahr 2022 wurden über 1000 MW neue Photovoltaik-Produktion in der Schweiz installiert, was der Leistung der KKW Gösgen oder Leibstadt entspricht. Um die politischen Ziele der Energiestrategie 2050 zu erreichen, muss dieses Tempo in den nächsten Jahren nochmals verdoppelt werden. Deshalb ist auch die Erneuerung und der Ausbau der Laufwasserkraft voranzutreiben, solange die bestehenden Kernkraftwerke noch im Betrieb sind. Nach dem Kernenergieausstieg wird die Laufwasserkraft die einzige Bandenergie sein. Dies wird gerade im sonnenschwachen Winter von zentraler Bedeutung für die Stromversorgung der Schweiz sein. ENIWA