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Gemeindeammann Silvan Bärtschi: «Wünsche mir, dass die Menschen in Bottenwil miteinander leben und nicht nebeneinander» 

Silvan Bärtschi ist Ammann in einer der kleinesten Gemeinde im «Landanzeiger»-Gebiet. Doch Bottenwil muss sich nicht verstecken, der Ort verfügt sowohl über ein attraktives Schwimmbad wie auch einen Skilift. Auch die Kultur und das Vereinsleben wird gross geschrieben. Im Gespräch mit dem «Landanzeiger» verrät der Gemeindeammann, wie er mit Kritik umgeht und wo die Gemeinde der Schuh drückt.

Bottenwil hat eine Badi, einen Skilift, ein Kulturhaus, eine Schule, eine Kirche, einen Laden und auch Restaurants. Dazu kommen mehrere Vereine, die das Dorf beleben. Eigentlich ist alles da, was man sich wünscht. Ist der Gemeindeammann rundum glücklich?

Silvan Bärtschi: Ich denke, wir können in Bottenwil mit den vorliegenden Angeboten im Dorf durchaus zufrieden sein.

Sie haben der Gemeinde ein neues Logo und einen neuen Webauftritt verpasst. Prompt gab es Kritik. Möchten die Bottenwiler lieber alles beim Alten lassen?

Silvan Bärtschi: Als im Jahr 2022 die Erneuerung der Webseite sowie eine Umstellung der Gemeinde-EDV anstanden, war dies nach Ansicht des Gemeinderats der richtige Zeitpunkt, nach über 40 Jahren ohne Veränderung den Auftritt der Gemeinde zu hinterfragen und entsprechend aufzufrischen. Nach der Bekanntmachung des Logos gab es aus der Bevölkerung begeisterte Stimmen, aber eben auch negative Rückmeldungen. Positive ebenso wie negative Kritik nimmt der Gemeinderat ernst und hat entschieden, das Logo an einer Informations- und Diskussionsveranstaltung am 27. Februar mit der Bottenwiler Bevölkerung noch einmal zu thematisieren. Das Stimmungsbild, welches an der Veranstaltung aus den Teilnehmenden hervorgeht, wird massgebend sein, wie es mit dem Logo für die Gemeinde Bottenwil weitergeht.

Wie gehen Sie mit Kritik um? Die Hemmschwelle ist in letzter Zeit – nicht nur in Bottenwil – merklich gesunken.

Silvan Bärtschi: Als erstes möchte ich festhalten, dass Kritik in der Lokalpolitik wichtig und sogar notwendig ist. Es geht um einen lebendigen Austausch mit der Bevölkerung und so sind wir auch im Gemeinderat dankbar für positive wie auch für negative Rückmeldungen. Es kommt jedoch immer auf die Art und Weise an, wie Kritik angebracht wird. Jede öffentliche Person erlebt auch da und dort persönliche Angriffe mit unschönen und auch unwahren Anschuldigungen, die schwerer zu verdauen sind. Da ist es besonders wichtig, auch einmal etwas Distanz zu gewinnen mit privaten Kontakten oder Freizeitaktivitäten, welche die persönlichen Batterien wieder aufladen.

Macht die Arbeit in der Regionalpolitik eigentlich nur Freude oder auch glücklich?

Silvan Bärtschi: Die Arbeit in der Gemeinde ist eine sehr bereichernde Aufgabe. Man hat mit vielen Menschen zu tun und man bekommt viele spannende Einblicke in die Welt der öffentlichen Dienste und in politische Prozesse. Unter dem Strich muss man aber auch festhalten, dass man als Gemeinderat im Nebenamt einen Job im öffentlichen Interesse zu erledigen hat, welcher sehr viel Zeit und Kraft kostet.

«Eine gesunde und ausgewogene Bevölkerungsentwicklung ist auch in Bottenwil ein wichtiger Faktor für den Erhalt der Gemeinde.»

Zwischen Bottenwil und Uerkheim herrschte lange eine Rivalität. In der Zwischenzeit arbeiten die beiden Gemeinden in verschiedenen Bereichen zusammen. Zum Beispiel bei der Feuerwehr, beim Forst usw. Sind da noch weitere Zusammenarbeiten geplant?

Silvan Bärtschi: Es ist in der Tat erfreulich, dass wir im Uerkental heute gute und konstruktive Beziehungen pflegen können. Die bestehenden Zusammenarbeiten haben sich bewährt. Wie bereits kommuniziert, prüfen wir aktuell eine Zusammenarbeit im Bereich der Schule mit der Gemeinde Uerkheim und der Stadt Zofingen. Weitere Zusammenarbeiten scheinen sinnvoll, aktuell sind aber keine konkreten Prozesse im Gang.

Und wie sieht es im Bereich Bauamt aus?

Silvan Bärtschi: Die Bauamtstätigkeiten werden in Bottenwil seit vielen Jahren durch den Forstbetrieb wahrgenommen. Im Jahr 2018 gingen die Aufgaben vom Forstbetrieb Bottenwil an den Forstbetrieb Uerkental über. Das Modell ist für die Gemeinde Bottenwil eine gute Lösung. In Uerkheim besteht ein eigenes Bauamt, welches die Aufgaben der Gemeinde erledigt. Aktuell gibt es keine Pläne für eine Zusammenarbeit in diesem Bereich.

Wie hat sich die Zusammenlegung im Forst bewährt?

Silvan Bärtschi: Der Forstbetrieb Uerkental hat sich gut entwickelt. Durch eine schlanke Struktur und durch verschiedene Angebote konnte der Forstbetrieb wieder eine Kostendeckung erreichen.

Im Bereich Feuerwehr musste Bottenwil etwas Gegensteuer geben, um nicht unterzugehen. Ist hier aus Ihrer Sicht nun wieder alles im «Butter»?

Silvan Bärtschi: Der Verteilschlüssel der Feuerwehr war ein Knackpunkt, der seit längerer Zeit vor allem in Bottenwil zu reden gab. Die Verhandlungen mit den Gemeinderäten in Uerkheim und Wiliberg waren intensiv und haben sich über mehrere Jahre hinweg gezogen. Wir sind überzeugt, dass wir nun eine gute und für alle Gemeinden faire und vertretbare Lösung gefunden haben.

Das Gesetz lässt den Gemeinden im Bereich Finanzen immer weniger Spielraum. Wie soll das für Euch «Kleinen» weitergehen?

Silvan Bärtschi: Auf der Ausgabenseite ist der Spielraum in der Tat sehr klein. Bei vielen Punkten können wir Entwicklungen nicht entgegenwirken, weil es sich um gebundene, durch den Gesetzgeber vorgesehene Ausgaben handelt. Auf der Einnahmeseite hatten wir in den letzten Jahren stets positive Resultate und konnten so ein Haushaltsgleichgewicht erreichen. Im Bereich der Einnahmen ist es dem Gemeinderat eher möglich, Einfluss auf die Entwicklungen zu nehmen. So ist eine gesunde und ausgewogene Bevölkerungsentwicklung auch in Bottenwil ein wichtiger Faktor für den Erhalt der Gemeinde. Unter dem Strich bleiben aber zahlreiche politische und gesellschaftliche Faktoren, welche sich wenig direkt beeinflussen lassen.

«Die Arbeit in der Gemeinde ist eine sehr bereichernde Aufgabe. Sie kostet aber auch sehr viel Zeit und Kraft.»

In Bottenwil wurde das Wort Fusion noch nie laut ausgesprochen. Wie sehen Sie die Zukunft Ihrer Gemeinde?

Silvan Bärtschi: Damit eine Gemeinde wie Bottenwil funktioniert, müssen diverse Voraussetzungen erfüllt sein. So müssen wir einen Weg finden, die finanziellen Herausforderungen der Zukunft zu stemmen. Zudem ist es elementar, dass es Leute gibt im Dorf, die bereit sind in irgendeiner Form Zeit und Kraft in die Gemeinde zu investieren. Eine Fusion ist da kein auszuschliessendes Szenario für Bottenwil, aber aktuell kein Thema.

Was macht Sie in Ihrer Gemeinde besonders stolz?

Silvan Bärtschi: In Bottenwil haben wir im Verhältnis zur Gemeindegrösse viele Freizeitangebote. Der Schwimmbadverein, der Kulturverein, der Turnverein aber auch viele weitere grosse und kleine Vereine im Dorf schaffen ein sehr geschätztes vielseitiges Angebot in unserem Dorf. Viele Menschen in und um Bottenwil sind bereit, sich in Bottenwiler Vereinen wie auch sonst viel Engagement für das Dorf oder die Mitmenschen einzubringen und tragen damit zu einer Lebensqualität und einem schönen Miteinander bei. Ich bin stolz auf all diese Menschen, die tatkräftig anpacken, Verantwortung tragen und sich auch von etwaiger Kritik nicht einschüchtern oder von ihrem Weg abbringen lassen. An dieser Stelle ein grosses Dankeschön!

Welche Sehenswürdigkeiten zeigen Sie Ihren Gästen immer, wenn diese erstmals nach Bottenwil kommen?

Silvan Bärtschi: Es gibt im Tal ebenso wie entlang den Hügeln um Bottenwil schöne Wander- und Spazierwege mit diversen Aussichtspunkten, die einen wunderbaren Blick auf das Dorf wie auch die Landschaft bieten.

Wie und wo entspannen Sie sich am besten nach einem intensiven Arbeits- und Polittag?

Silvan Bärtschi: Beim Velofahren im Wald.

Gibt es einen persönlichen Lieblingsort in Bottenwil?

Silvan Bärtschi: Das ist mein Geheimnis …

«Ferienwünsche sind in zahlreicher Form vorhanden und verteilen sich über alle Kontinente.»

Welches ist Ihr liebstes Ferienziel oder welchen Ferienwunsch möchten Sie sich noch erfüllen?

Silvan Bärtschi: Persönlich gefällt mir das Engadin sehr gut. Ferienwünsche sind in zahlreicher Form vorhanden und verteilen sich über alle Kontinente.

Welches Talent hätten Sie gerne?

Silvan Bärtschi: Wenn ich mir ein besonderes Talent wünschen könnte, dann wäre es ein tiefgründiger Blick in jeden Menschen, um deren Eigenheiten, Stärken ebenso wie Schwächen besser ergründen und verstehen zu können.

Was wünschen Sie sich für Ihre Gemeinde, wenn die «gute Fee» Ihnen einen Wunsch erfüllen würde?

Silvan Bärtschi: Ich wünsche mir für Bottenwil, dass es immer eine Gemeinde bleiben wird, in der die Menschen miteinander leben und nicht nebeneinander. Interview: Raphael Nadler

Persönlich

Silvan Bärtschi

Alter: 39 Jahre

Aufgewachsen in: Bottenwil

Lebt in Bottenwil seit: 1983 (mit Unterbrüchen)

Zivilstand: Verheiratet

Kinder: 2 Kinder, 15 (Sohn) und 13 (Tochter) Jahre alt

Erlernter Beruf: Schreiner

Heutiger Beruf: Bau und Projektleiter Hochbau

Partei: parteilos

Im Gemeinderat seit: 2014

Gemeindeammann seit: 2020

Das mag er: positiv denkende Leute

Das mag er nicht: Novemberwetter