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Sündige Versuchung für Vielfahrer

Mit dem Arteon – dem Kunstvollen, denn der Name leitet sich vom engl. Wort für Kunst, ab – hat sich VW in der gehobenen Mittelklasse etabliert. Der 4,87 m lange und 2,3 Tonnen schwere Arteon R ist das sportliche Avantgardemodell unter den Geschäfts- und Reiseautomobilen. Es ist schon ein blaublütiges Hochgefühl, in dem noblen De luxe-Kreuzfahrtschiff des Betons über die Autobahn zu rollen. Gefühlte 120 km/h können bei genauerem Hinsehen fix 160 km/h und mehr sein. Tempomat oder -begrenzer können viel Geld sparen. Die Fahrmodi können auf dem Lenkrad zwischen Komfort, Sport, Race und Individual ausgewählt werden. Die Nobelkarosse ist wie gemacht für die Langstrecke – fehlt nur noch das Bordorchester. Allein, das kommt aus 12 Lautsprechern, die sich über den ganzen Innenraum verteilen. Im Heck des Arteon fand sich sogar noch Platz für einen geschlossenen Subwoofer mit 16-cm-Tieftöner und 11 Liter Gehäusevolumen und heizt mächtig ein.

Der Langstrecken-König
Die sportliche R Version mit einem 320 PS starken und effizienten Turbomotor (TSI), der verteilt die hohe Leistung über einen neuen Allradantrieb an alle vier Räder. Dabei wird die Kraft nicht nur zwischen der Vorder- und Hinterachse, sondern ebenso zwischen den zwei Hinterrädern (Torque Vectoring) verteilt. Insbesondere in Kurven verbessert sich dadurch die Agilität. Die Plug-in-Hybrid-Variante mit einer elektrischen Reichweite von bis zu 57 km. 95 % aller täglichen Fahrten mit dem Auto in der Schweiz kürzer als 40 km – da geht also was im Günstig-Modus. Apropos: Elektrisch gehts maximal bis zu 140 km/h. Der 2,0-Liter-TSI-Motor seinerseits entwickelt bereits bei 2100 Umdrehung, also bei wenig Gaspedaldruck, ein maximales Drehmoment von 420 Nm. Das ist gehörig viel Zug auf den Gummis. In nur 4,9 Sekunden bolzt der Nobelhobel von 0 auf 100 km/h. Lange Zeit gab es diese Flitzer-Akzeleration nur in Supersportlern. Der Motor hält diese Kraft bis 5350 U/min auf diesem hohen Niveau und bietet somit ein sehr breit nützliches Drehzahlband. Die Kraftübertragung an den Allradantrieb übernimmt ein 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG). Voll unter Sporen schafft der Arteon R bis 270 km/h im Geradeaus-Galopp.

Sobald man den Fuss aufs Bodenblech senkt, wird der edle Familientransporter also zum Dampfhammer und fräst über den Asphalt, als ob es kein Morgen gäbe. Der seriöse Bankfachmann reisst sich die Krawatte vom Hals, öffnet den obersten Knopf am Kragen und drückt den blauen R-Knopf am Lenkrad: Dieser Power-Button mobilisiert die maximale Schubentwicklung. Die Lenkung wird scharf wie ein Skalpell, das neu programmierte Aktiv-Fahrwerk straff, aber nach wie vor vertrauenerweckend. So lässt der neue VW Arteon R (2020) die Grenzen zwischen Breiten- und Leistungssport verschwimmen. «Der Allradantrieb zum einen, dann die elektronische Differenzialsperre an der Vorderachse, das Torque-Vectoring – das sind alles Dinge, die dem Arteon R Stabilität geben. Wenn du schnelle Autobahnkurven fährst, kannst du sie ganz präzise fahren. Das Auto bewegt sich nicht. Und wenn du dann aus der Kurve heraus Traktion brauchst, dann wird auf der Hinterachse die Kraft immer dahin geleitet, wo sie wirklich erforderlich ist», lobt PS-Veteran und Werksfahrer Hans-Joachim Stuck und nennt den Arteon R «ein Auto für alle Lebenslagen – ganz gleich, ob du jetzt sportlich unterwegs sein willst, ob du lange Strecken fahren musst oder ob du Familie dabei hast» Stucki ist ehemaliger Formel-1-Fahrer, DTM- und Le Mans-Sieger.

Viel Platz wird geboten
Das Raumangebot fällt dennoch üppig aus. Zu empfehlen ist der ErgoComfort-Sitz für den Fahrer: gross, gut geformt und mit viel Seitenhalt. Auch der Fond ist luftig geschnitten, es gibt auffällig viel Beinfreiheit, grosse Leute freilich müssen den Kopf etwas einziehen. Aber wirklich nur ein bisschen. Die Ladefläche ist maximal 2090 mm (bis zu den Vordersitzen) lang. Innen unterstreicht die neu designte Cockpitlandschaft die Exklusivität. Die Bedienung wird durch Touchslider für die Klimaautomatik und ein neues Multifunktionslenkrad mit Touchflächen erleichtert. Ebenfalls neu: die nun kabellose Einbindung von Apps via «App-Connect Wireless».

Auch wenns staut top
Besonders Fahrten im Stop-and-go-Verkehr und durch Baustellen werden mit dem Travel Assist voll komfortabel. Ein integraler Bestandteil des Travel Assist ist der adaptive Tempomat mit vorausschauender Geschwindigkeitsregelung. Die automatische Distanzregelung reagiert auf Tempolimits, Ortschaften, Kurven, Kreisverkehre und Kreuzungen mit entsprechenden Geschwindigkeitsanpassungen. Ebenfalls zum Funktionsumfang des Travel Assist gehören der Spurhalteassistent «Lane Assist» mit Spurhalter sowie der Notbremsassistent «Front Assist» mit Fussgängererkennung. Weiterentwickelt wurde die Rückfahrkamera «Rear View» (optional), die nun zusätzlich unter anderem einen «Cornerview» (Erweiterung des Kamerabildes im Screen des Infotainment-Systems von 90 auf 170 Grad Weitwinkel) und eine spezielle «Anhängeransicht» (von oben auf die Deichsel, um das Ankuppeln zu erleichtern) bietet.

In der Summe bietet der Arteon R einen chillig, autokratischen Auftritt mit einem brutalen Antritt und dabei selbst im Grenzbereich so vertrauenerweckend wie ein Garantieschein – diese Kombination macht den VW Arteon R zu einer sündig-süssen Versuchung für alle Vielfahrer.