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«Susch ohni Znacht is Bett!»

Als ich klein war, gab es bei uns zu Hause zwei Songs, die sehr regelmässig zu hören waren: «Blue Bayou» von Paola und «Zimmer aufräumen» von The Mama and the Papa. Meist lief «Zimmer aufräumen» kurz vor dem Nachtessen. Den Teil des Refrains «… susch ohni Znacht is Bett!» gab es oft gar als Duett, gefolgt von Mamas Solo: «Deine Schwester Carla hat nie so eine Unordnung im Zimmer.» Kein Wunder, Carla hatte ja nur viele Kleider und musste nicht auch noch Legos, Comics und Autöli sortieren und verräumen – nur mit Kleidern wäre ich auch schnell fertig gewesen mit Aufräumen!

Im Gegensatz zum Rest der Familie war ich aber auch nicht derjenige, welcher verzweifelt durchs Haus rannte, weil er den blauen Pulli suchte, die Autoschlüssel vermisste oder den Taschenrechner nicht finden konnte. Da nützte die beste Ordnung nichts, wenn man seine Sachen nicht fand. Nein, ich wusste immer, wo mein Lego-Abschleppwagen stand oder wo die Turnsachen waren – nämlich in der Tasche unterm Bett; dort wo ich sie die Woche zuvor nach dem Sportunterricht untergeschoben hatte.

Anders als man vielleicht denken könnte, sass meine Schwester Carla aber nicht mit einem schadenfreudigen Grinsen am Tisch, wenn die Nachbesprechung zu meinem Ordnungsverständnis beim Nachtessen stattfand. Denn Carla wusste: Bald war auch wieder einer jener Samstage, an denen die zwei grossen Samstag-Shows gesendet wurden: «Teleboy» mit Kurt Felix und «Ich bin nicht euer Waschsalon!» von Mama. Und bei der Wäsche-Show war ich dann definitiv nicht das Zielpublikum. Im Gegenteil: Mama ermahnte mich oft, dass man auch sein Lieblings-T-Shirt spätestens nach einer Woche Tragen in den Waschkorb legen soll – nicht jeder müsse den Menüplan der ganzen Woche auf meinem Tisch ablesen können.

«Warte nur, bis du mal eigene Kinder hast», sagte Mama dann immer als grosses Finale in vorwurfsvollem Ton zu Carla, welche schuldbewusst mit gesenktem Blick das Teppichmuster studierte.

In meiner Kinderzeit dominierte Mama das Familienprogramm. Es dauerte noch einige Jahre, bis Papa endliche seinen eigenen Auftritt als Showmaster erhielt. Er bekam dafür gleich zwei Sendetermine spendiert: «Ich bin kein Autoverleih!» und «Ich bin nicht deine Bank!». Beide liefen über mehrere Jahre abwechselnd am Freitag- oder Samstagabend, mit unterschiedlicher Besetzung in den Nebenrollen der Nachwuchsstars.

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