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Zwischen Spielfeld und Alltag: Yves Heim zeigt die wahre Welt einer Frauenfussballerin

Ein Tag im Leben einer Fussballspielerin der Red Boots Aarau,  Yves Heim, spiel beim FC Aarau Frauen in der Women’s Super League und sagt: Es steckt viel mehr hinter dahinter, als man von der Tribüne aus sieht.»

Montagmorgen, Muskelkater vom Wochenende. So startet die Fussballwoche von Yves Heim. Um 7 Uhr weckt mich meine Mutter. Weil ich keine Zeit habe zu Frühstücken, das aber für mich eine wichtige Mahlzeit ist, nehme ich mir mein Porridge immer mit. Im besten Fall habe ich am vorherigen Tag meine Sachen bereitgelegt, sodass ich sie nur noch mitnehmen kann. Meistens aber leider muss ich diese dann noch halb schlaftrunken zusammen suchen. Es sind viele Dinge, die Vorausdenken und Organisation verlangen. Ich verlasse das Haus, sage meinem Bett tschüss, das ich erst wieder um 22 Uhr sehen werde. Allermeistens muss ich einen kleinen Sprint hinlegen, um mein Tram zu kriegen. Die Schule fängt um 8:30 an, ich besuche für ein Semester das Vorstudium an der ZHdK (Zürcher Hochschule der Künste). In der Schule kann ich meiner Kreativität freien Lauf lassen und meistens selbstständig arbeiten. Momentan entwickle ich gerade ein 3D-Projekt zum Thema Verwandlung und experimentiere dabei mit Bioplastik. In den Pausen jonglieren meine Freund:innen und ich im Kreis, wobei es langsam immer kälter wird, was es schwieriger macht andere zum Mitmachen zu motivieren. Mittags esse ich mit den anderen aus dem Vorstudium in der Kantine. Dabei entstehen meistens lustige Gespräche. Um diese Zeit ungefähr fülle ich täglich die Online Umfrage aus zu meiner Gesundheit und Fitness, die unserem Athletiktrainer hilft das Training einzuschätzen. 16:30 bin ich fertig mit der Schule und mache mich zügig auf den Weg ins Training. Wenn es zeitlich reicht, gönne ich mir gerne einen sättigenden Snack der mir Kraft gibt für das Training. Im Zug von Zürich treffe ich immer Eriona Elezi. Zusammen um 18:00 in der Garderobe angekommen, tauschen wir uns kurz mit unseren Mitspielerinnen über diverses aus, was uns beschäftigt, wie unser Tag war, wie es den Verletzten so geht, während wir unsere Haare machen und uns umziehen. Beim Rausgehen dürfen wir die Frage der Woche beantworten. Diese wird gefilmt und später auf unserem Instagram Account als kurzes Video veröffentlicht, das für mehrere Lacher sorgt. Wir werden in 2 Gruppen aufgeteilt. Das Montagtraining ist regenerativ und enthält eine Krafteinheit und eine Übung auf dem Platz. Wer viel gespielt hat und sich am Sonntag in einen Slot eintrug, wird von unseren Physios versorgt. Nach dem Training geht’s schnell wieder in die Garderobe und dann auf den Zug. Um 22 Uhr endlich zuhause angekommen esse ich noch schnell etwas, tausche 2-3 Sätze mit meiner Mutter und meiner Schwester aus und falle schlussendlich ins Bett.

Die Tage an denen ich trainiere sind immer gleich: Montag, Dienstag, Mittwoch, Freitag. Nur die Trainings sind unterschiedlich. Donnerstags, wenn ich frei habe, gehe ich gerne nach der Schule ins Fitness um an meiner Kraft zu arbeiten oder ich treffe mich mit Freund:innen zum gemeinsamen Kochen am Abend. Heute sehe ich auch immer meinen Freund. Mir ist es wichtig auch mal Zeit für meine sozialen Kontakte ausserhalb des Fussballs zu haben.

Das Wochenende ist abgesehen vom Spiel immer ein wenig verschieden. Am Samstagmorgen, rufen mich Haushaltsarbeiten, aber eigentlich gehe ich lieber mit einer Freundin brunchen. Vor dem Spiel mache ich mir eine Portion Pasta für den Weg bereit. Visualisieren oder motivierende Musik zu hören, hilft mir mich mental zu stärken. Manchmal blackrolle ich noch. Vor dem Spiel in der Garderobe, höre ich nochmals Motivationssongs und mache meine täglichen Fussübungen. Nach der Motivationsrede, die jedes Mal eine andere Spielerin halten muss, gehen wir aufs Feld, um uns aufzuwärmen. Das Spiel ist emotional meistens ein grosses Auf und Ab für mich. Wenn es gut gelaufen ist, gehe ich mit Freund:innen und Teamkolleginnen anschliessend essen. Und ja, auch eine Fussballerin geht danach manchmal tanzen.

In Theorie ist der Sonntag DER Ruhetag. Ich schlafe aus, dehne mich, räume mein Zimmer auf, mache Mentaltraining, esse mit meiner Familie zu Abend, lege meine Sachen für kommende Woche bereit und gehe früh schlafen. In Realität sieht das etwas menschlicher aus. Ausschlafen tue ich, gehe gern mit meinen Freund:innen draussen etwas unternehmen oder schaue mir ein anderes Fussballspiel an. Danach komme ich pünktlich zum Abendessen nach Hause. Nach dem Abendessen mit meinen beiden Schwestern und meiner Mutter, gehe ich manchmal, weil ich müde bin, wirklich früh schlafen. Meistens aber fesselt mich der „Tatort“ noch so fest, dass ich es nicht früh schaffe.

Auch bei mir dreht sich nicht alles nur um Fussball und das ist gut so. Abschalten gehört genauso dazu, wie hartes Training. Ich würde gerne mehr schaffen, aber die Zeit ist oft knapp. Trotzdem arbeite ich daran: Sei es mit Mentaltraining, Dehnen oder einfach Wäsche waschen. Es sind kleine Dinge, die helfen, im Gleichgewicht zu bleiben und die wichtig sind, auch genau im Leben einer Fussballspielerin. Yves Heim, Spielerin AWSL