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«Einsätze werden vielseitiger und unbekannter»

Die Regiowehr Suhrental ist in Schöftland, Holziken, Hirschthal und Staffelbach für die Brandbekämpfung zuständig. David Rickenbach ist seit zwei Jahren ihr Kommandant. Im Interview erklärt der 35-Jährige aus Hirschthal, weshalb sein Feuer für die Feuerwehr schon mehr als sein halbes Leben lang brennt – und was die Herausforderungen an eine zeitgemässe Feuerwehr sind.

Landanzeiger: Anfang 2019 haben Sie das Kommando der Regiowehr Suhrental übernommen. Wie lautet Ihr persönliches Fazit nach zweieinhalb Jahren an der Spitze?
David Rickenbach: Ich bin sehr zufrieden und stolz, wie sich die Regiowehr Suhrental in dieser Zeit weiterentwickelt hat. Mit den neuen Fahrzeugen und dem zusätzlichen Material konnten wir auch im Bezug auf die Ausbildung und das Knowhow der Mannschaft einen grossen Schritt vorwärts machen. Aufgrund der Pandemie wurde vermehrt in Kleingruppen ausgebildet, wovon jedes Mitglied der Feuerwehr stark profitieren konnte. Innerhalb der Mannschaft und auch des Kaders besteht eine super Kameradschaft, das erlebe ich sowohl bei den Übungen als auch bei den Einsätzen. Mit gutem Gewissen kann ich sagen; wir sind für kommende Einsätze gut ausgebildet, ausgerüstet und vorbereitet!

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Landanzeiger: Sie waren zuvor schon viele Jahre aktiv in der Feuerwehr dabei, genau seit 2003. Woher kommt dieses Feuer für die Feuerwehr?
David Rickenbach: Mein Vater hatte früher bereits Feuerwehrdienst in der Regiowehr Suhrental geleistet. So war ich schon als Teenager bei manchen Übungen als Figurant dabei und fand die Arbeit der Feuerwehr natürlich faszinierend. Im Vergleich zu heute gab es damals noch keine Jugendfeuerwehr, wo man hätte mitmachen können. Als ich dann bei Chocolat Frey meine Ausbildung zum Laboranten begann, wurden Mitglieder für die Betriebsfeuerwehr gesucht. Seit diesem Zeitpunkt bin ich mit zwei Jahren Unterbruch in der Feuerwehr aktiv.

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Landanzeiger: In den letzten Jahren brannten im Sommer die Kornfelder, in diesem Sommer kämpften Sie gegen das Hochwasser. Wird die Feuerwehr immer mehr zur Wasserwehr?
David Rickenbach: Die Anzahl der klassischen Brände haben in der Vergangenheit sicherlich deutlich abgenommen, das Belegen auch die Statistiken der Gebäudeversicherungen. Generell werden die Ereignisse und die Einsatzbewältigung aber intensiver, häufiger und anspruchsvoller. Dies hat sehr stark mit den wetterbedingten Alarmen zu tun, wie zum Beispiel dem Wintersturm zu Beginn des Jahres oder die Hochwasser diesen Sommer. Es ist eine Herausforderung und Chance zugleich, denn die Einsätze werden vielseitiger und auch unbekannter.

Landanzeiger: Die Regiowehr Suhrental ist in Schöftland, Holziken, Hirschthal und Staffelbach für die Brandbekämpfung zuständig. Wie schnell nach einem Alarm schaffen sie es in die hinterste Ecke Ihres Gebietes?
David Rickenbach: Unser Einsatzgebiet als Ortsfeuerwehr beträgt rund 21 Quadratkilometer und beheimatet 8916 Einwohner. Dabei ist es eine Challange, innerhalb von 10 Minuten ab Alarm beispielsweise in Staffelbach auf dem «Chalt» oder in Hirschthal zuhinterst im Tal zu sein. Mittels Alarmübungen wird diese Leistungsnorm auch regelmässig geprüft. Mit der Pandemie und der damit verbundenen Homeoffice-Situation konnten wir aber auch von einer besseren Tagesverfügbarkeit der Feuerwehrfrauen und -männer profitieren. Zurzeit können wir diese Zeiten gut erfüllen.

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Das Team der Regiowehr Suhrental an einer Übung.

Landanzeiger: Was sind die Brandherde der Zukunft, welche Herausforderungen beschäftigen Sie derzeit am meisten?
David Rickenbach: Themen wie Flur- und Waldbrände, aber auch die Elektromobilität waren Bestandteile und Ausbildungsschwerpunkte in den letzten Jahren. Zusätzlich wird auch der Umwelt- und persönliche Gesundheitsschutz während den Einsätzen immer stärker gewichtet. Nach einem Löschangriff in einem brennenden Gebäude gilt die Ausrüstung als kontaminiert und muss fachgerecht gereinigt werden. Dies ist zum Beispiel auf neuartige Baumaterialien zurückzuführen, welche in den Rauchgasen eine krebserregende Wirkung haben. Früher wo nur Holz brannte, ist man nach dem Einsatz direkt nach Hause gegangen und die Reinigung der Ausrüstung war kein grosses Thema.

Landanzeiger: Sie sind ehemaliger Pressesprecher der Armee und haben jetzt viel vor mit der Regiowehr Suhrental. Wie viele Männer und Frauen zählt die Regiowehr aktuell und wie würden Sie Ihr Team beschreiben?
David Rickenbach: Die Mannschaft hat einen Bestand von 100 aktiven Angehörigen der Feuerwehr. Neben der klassischen Feuerwehr betreiben wir auch eine Herznotfallgruppe zur Unterstützung des Rettungsdienstes, welche auch Mitglieder hat, die keinen Feuerwehrdienst absolvieren. Auch wir durchleben aktuell einen Generationenwechsel, rund die Hälfte der Mannschaft leistet seit fünf oder weniger Jahren Feuerwehrdienst. Die aktuelle Herausforderung ist nicht der generelle Bestand, sondern die Nachhaltigkeit. Aufgrund von regelmässigem Wohnortwechsel, verlassen uns viele junge Mitglieder nach wenigen Jahren. Dazu kommt dann auch die fehlende Einsatzerfahrung, welche wir Versuchen mit Ausbildung am Feuer oder Brandsimulationsanlagen zu kompensieren.

Landanzeiger: Braucht die Regiowehr Suhrental Verstärkung? Sie dürfen hier einen Gratis-Werbespot platzieren!
David Rickenbach: Wir freuen uns immer über neue Mitglieder, die Freude haben, in einem Team einen Beitrag für die Sicherheit der Bevölkerung zu leisten. Feuerwehrdienst macht Spass und ist auch eine gute Chance neue Kontakte zu knüpfen. Momentan sind wir vor allem in der Verkehrsabteilung unterbesetzt, und können somit auch jene rekrutieren, die nicht an vorderster Front am Feuer stehen wollen. Es ist also auch im Alter von 35 Jahren nicht zu spät, mit dem Feuerwehrdienst zu beginnen.

Landanzeiger: Vielen Dank für das Interview und Ihnen und Ihrem Team herzlichen Dank für Ihre Arbeit!


Steckbrief David Rickenbach
Name: Rickenbach
Vorname: David
Wohnort: Hirschthal
Jahrgang: 1986
Beruf: Sales Manager Prozessanalytik
Familie: ledig
In der Region wohnhaft seit: 1992
Freizeit/Vereine: Golf, Reisen, Schlagzeug, 21st Century Chorus