Sie sind hier: Home > News > «Chutzerüedu» denkt ans Aufhören

«Chutzerüedu» denkt ans Aufhören

Es gibt Pferdeflüsterer, Hundeversteher und Schlangenbändiger. Und dann gibt es noch es Rudolf «Chutzerüedu» Baumann. Der 75-Jährige hegt und pflegt seit über 40 Jahren verschiedene Tiere. Seine grosse Liebe gehört den Greifvögeln. Zu Spitzenzeiten waren über 20 Vögel in seinen Gehegen zu Hause. Jetzt sucht er jemanden, der sein Lebenswerk weiterführt.

Kaum trat Ruedi Baumann vor seinem Haus im Bühl Staffelbach, da kreisten auch schon zwei Milane über seinem Kopf. Ihre Rufe waren nicht zu überhören. Es schien, als kenne man sich. «Chutzerüedu», wie ihn seine Kollegen nennen, lacht und sagt. «Ja, zumindest der eine von ihnen war auch schon bei mir in der Pflege.» Ruedi Baumann holt etwas Futter, winkt damit gegen den Himmel und schon geht der Milan in den Angriffssturzflug über. Schnell wirft der Vogelliebhaber das Futterstück in die Luft, der Milan fängt es mit halsbrecherischen Flugmanövern und mit 100-prozentiger Präzision, fliegt mit der Beute weg, setzt sich auf einen nahen Baum und geniesst sein Fressen.

Schon als Schulbub, noch zu Hause in Attelwil, hatte Ruedi Baumann die Liebe zu Tieren entdeckt. Angefangen hatte er mit Taubenzucht, wo er auch schon bald erste Erfolge an Ausstellungen verbuchen konnte. Kaninchen und Zwerghühner kamen dazu. «Zum Glück,» so Baumann, «fand ich später mit meiner Frau Vreni eine Partnerin, die mein Hobby teilt und die auch jetzt noch nach über 40 Jahren Ehe immer fleissig mithilft.»

Noch heute wollen gut 100 Kaninchen, einige Hühner und die sechs Eulen täglich gepflegt und umsorgt werden. Genau wegen diesen Eulen bekam Ruedi Baumann später seinen Übernamen «Chutzerüedu».

Greifvögel sind etwas ganz Besonderes Es hatte sich schnell weit über die Grenzen von Staffelbauch hinaus herumgesprochen, dass Ruedi Baumann Greifvögel in seinen Volieren beherbergt. «Dafür benötigt man eine Haltebewilligung vom Veterinäramt, die alle zwei Jahre erneuert werden muss», erzählt Baumann. So war es dann auch nicht weiter verwunderlich, dass immer mehr Leute im Bühl in Staffelbach vorbeikamen. In Kartonschachteln brachten sie verletzte Sperber, Milane, Bussarde, Eulen, Käuze und dergleichen. «Chutzerüedu» konnte damals nicht Nein sagen, pflegte die Tiere gesund und freute sich immer, wenn er wieder einen dieser beeindruckenden Greifvögel in die Freiheit entlassen konnte. Zusammengezählt dürften es in den vergangenen Jahren über 50 Greifvögel gewesen sein, die er gesundpflegte.

Waren die Verletzungen zu heftig, brachte Baumann die Vögel zum Tierarzt. Diesen bezahlte er aus der eigenen Tasche. So etwas geht nur, wenn man sich wie das Ehepaar Baumann ganz für die Tiere lebt. «In den vergangenen 40 Jahren waren wir genau zwei Tage nicht zu Hause», blickt Baumann zurück.

Nachfolger gesucht Nun möchte der Tierliebhaber gerne kürzer treten. «Für uns wird es immer schwieriger die anfallenden Arbeiten zu bewältigen», sagt Ruedi Baumann, der mit seinen 75 Jahren auch noch mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hat. «Wenn jemand Interesse, das nötige Gespür, die Zeit und den Willen hat, sich ganz und gar dieser Aufgabe rund um die Tiere zu widmen, kann er sich gerne bei mir melden.»