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Deponie-Amphibien sind gerettet

Seit Ende der 1970er-Jahre in Kölliken der Giftmüll verbuddelt wurde, ist das mehrere Hektaren grosse Areal ohne Planungszone. Am 13. Mai dürfen die Einwohner diese Lücke schliessen. Dann kommt die Teilrevision der Nutzungsplanung mit der Änderung des Kulturlandplans an die Gemeindeversammlung, die neue Zonen über die ehemalige Sondermülldeponie legt. Die Vorbereitung beschäftigt den Gemeinderat bereits seit fünf Jahren.

Für Kölliken ist dies mehr als ein formeller Beschluss. Das Areal offiziell wieder der Natur zurückzugeben, ist Teil der Verarbeitung des «Traumas SMDK», entstanden durch das Versprechen, die Behälter des Giftmülls im Boden seien dicht. Wenige Jahre später stellte sich heraus, dass sie das nicht waren und die chemischen Abfälle in den Kölliker Boden sickerten.

Wie die SMDK-Geschäftsleiter Bruno Covelli und Benjamin Müller bekannt gaben, wurde mit Umweltorganisationen im Rahmen des Einwendeverfahrens eine Vereinbarung unterzeichnet. Erstens soll auf der geplanten Landwirtschaftszone Bio-Anbau betrieben werden. Zweitens wird das Amphibienlaichgebiet gerettet, indem die nötige Wasserversorgung gewährleistet wird.

Deponie-Amphibien sind gerettet | Der Landanzeiger
Sie stellten den endgültigen Zonenplan für die ehemalige Sondermülldeponie vor (von links): Gemeindeammann Mario Schegner, Benjamin Müller und Bruno Covelli (beide Geschäftsleiter Konsortium SMDK).

Zähe Verhandlungspartner
Damit haben die Naturschutzorganisationen einen grossen Sieg errungen. Denn Details wie Bio-Landwirtschaft oder die Wasserversorgung für das Amphibienlaichgebiet im Osten des Areals werden nicht mittels Zonenplanung geregelt. Als bei der öffentlichen Auflage im Frühling 2021 entsprechende Einwendungen kamen, wurden die Einwendenden darauf aufmerksam gemacht, dass solche Anträge erst im Hinblick auf das definitive Baugesuch zur Endgestaltung gemacht werden können.

Offensichtlich gaben sich die Naturschützer damit nicht zufrieden und verhandelten hart, bis sie eine vertragliche Zusicherung separat zur Teiländerung der Nutzungsplanung bekamen. Theoretisch dürften die Organisationen gegen den Beschluss der Gmeind Beschwerde einlegen. Das möchte man unbedingt vermeiden.

Die Zeit drängt
Der Hang rutscht pro Jahr einen Zentimeter ab und wird mit zunehmender Aufschüttung stabilisiert. Doch der nächste grosse Schritt des Aufschüttens kann erst gemacht werden, wenn die Zonen abgesegnet und in Stein gemeisselt sind. Deshalb herrscht eine gewisse Nervosität bei SMDK-Konsortium und Gemeinderat.

Pro Natura Aargau wollte ursprünglich, dass das ganze Areal einer «Zone für nachhaltige Landwirtschaft und Naturerlebnis» zugewiesen wird, wie sie den Medien bei der Eingabe ihrer Einwendungen mitgeteilt hatte. Die geplante Zonierung ergebe keinen Einklang von Naturschutz und Landwirtschaft und bedrohe zudem das Amphibiengebiet von nationaler Bedeutung im Nordosten des Geländes, so die Erklärung. Nach der Auffüllung, die aktuell noch im Gang ist, wird sichergestellt, dass die Wasserversorgung für das Biotop sichergestellt wird.

Die eigentliche Zonenplanung kommt praktisch unverändert an die Gmeind, so, wie sie im Mitwirkungsverfahren aufgelegen ist: Im oberen Teil entsteht eine 5,6 Hektaren grosse Landwirtschaftszone, davon sind 3,3 Hektaren Fruchtfolgeflächen. Die Fläche unterhalb bis zur Hauptstrasse (1,6 Hektaren) wird zur Magerwiese. Hinzu kommt das 1,5 Hektaren grosse Naturschutzgebiet (Laichgebiet) im Osten und eine Waldfläche dazwischen.

Mit dem Ende sämtlicher Arbeiten rechnet man bis Ende 2028. Dann möchte das Konsortium (die Kantone Aargau und Zürich, die Stadt Zürich und die Basler Chemische Industrie) sich auflösen und das Grundstück verkaufen. Dies zu einem «symbolischen Preis», wie Benjamin Müller sagte. Ein gern gesehener Käufer wäre etwa der Kanton Aargau.