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Der Maienzug ist abgesagt

Der Stadtrat hat an seiner Sitzung vom 27. April die Absage des diesjährigen Maienzugs beschlossen. Er verzichtet aufgrund der Corona-Lage auf die Durchführung des Festes und setzt auf feierliche Akzente.

Die Vermutung hat sich bestätigt: Heute hat die Stadt Aarau bekannt gegeben, dass der Maienzug 2020 abgesagt ist. Seit der Verkündung der ausserordentlichen Lage am 16. März wurden in der Maienzugkommission sowie im Stadtrat sämtliche Optionen für den diesjährigen Maienzug geprüft und diskutiert. Zum Schutze der Bevölkerung muss aber auf eine Durchführung verzichtet werden. Das heisst, es wird weder einen Umzug, noch eine Morgenfeier oder ein Bankett geben. Auch auf die Kanonenschüsse und den Zapfenstreich am Vorabend, die Foodstreet und den Lunapark müssen die Aarauerinnen und Aarauer in diesem Jahr verzichten.

Etwas festlich soll es trotzdem werden
Auch wenn der Maienzug abgesagt ist, plant die Stadt Aarau die traditionellen Böllerschüsse, die Beflaggung und das Schmücken der Brunnen für den 3. Juli ein. Aarauer Blumengeschäfte werden mit entsprechenden Aufträgen berücksichtigt. Zudem sollen die Aarauer Gastronomen motiviert werden, das Bankettmenü in geeigneter Form, beispielsweise als Heimlieferung, anzubieten. Die Bevölkerung soll dadurch die Möglichkeit erhalten, im privaten Kreis ein Bankett zu gestalten und gleichzeitig das ansässige Gewerbe zu unterstützen. Die Kreisschule soll den Maienzugtag für die Schülerinnen und Schüler würdig gestalten.

Suzanne Marclay-Merz ist seit 2018 im Stadtrat und seither auch Präsidentin der Maienzugkommission. Bisher war es jeweils das Wetter, das ihr und der Kommission sorgen bereiteten. Das es einmal zur Absage des Maienzugs kommen würde, das hätte sie nicht erwartet. «Der Entscheid zur Absage ist uns enorm schwer gefallen. Denn es ist schliesslich das wichtigste Fest in unserem Kalender. Unser Herz blutet und trotzdem sind wir optimistisch, dass der Tag in anderer Form ein besonderer Tag sein wird. Er wird uns auf jeden Fall in Erinnerung bleiben.», sagt sie. Der gesamte Stadtrat und die Kommission bedauern den Ausfall des traditionellen und wichtigen Festes und danken den Aarauerinnen und Aarauern für ihr Verständnis.

Absage ist kein Novum
Die Aarauer mussten im 19. Jahrhundert mehrfach auf ihren geliebten Maienzug verzichten. So zum Beispiel 1817 wegen einer Hungersnot, wie Hermann Rauber, Journalist und Historiker weiss. Auch 1826 waren die Aarauer zum Verzicht des Maienzugs gezwungen. In diesem Jahr wurde der Kadettenunterricht aus verschiedenen Gründen sistiert. Da man sich im Rathaus diesen Festtag ohne die Kadetten nicht mehr vorstellen konnte, verzichtete man auf die Durchführung des gesamten Anlasses. 1843 stürzte die hölzerne Aarebrücke kurz vor dem Fest ein und auch 1854 wurde erneut zu einem Jahr ohne Maienzug, Grund war «die grosse Teuerung».

Aber auch einer Epidemie sei es schon verschuldet gewesen, dass man auf Aaraus schönsten Tag im Jahr verzichten musste. So war es 1888, als eine Scharlachepidemie gewütet hätte. In den Kriegsjahren 1915 bis 1918 und 1940 bis 1944 wurden die Festlichkeiten ersatzlos gestrichen oder in reduzierter Form (nur Umzug und Morgenfeier) abgehalten. Das letzte Mal ganz ohne Maienzug war im Jahr 1944. Ein Jahr später dafür hätten die Aarauer einen «Friedens-Maienzug» gefeiert, an dem General Henri Guisan umjubelter Ehrengast gewesen sei, so Hermann Rauber.