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Die Pandemie originell ausgebremst

«Der Xaver-Award ist ein Branchenpreis der Swiss LiveCom Association, bei dem das Heitere On Air-Festival als besonders innovative Antwort auf die Pandemie-Situation ausgezeichnet wurde», erklärt Christoph Bill. Entstanden ist die Idee für ein virtuelles Festival aus der Ungewissheit heraus. Bill: «Im Winter 2020 waren wir ziemlich ratlos. Wir hatten keine Ahnung, ob oder was wir im Sommer 2021 überhaupt machen können. Wir waren jedoch beseelt vom Gedanken, den Fans Live-Erlebnisse und den Künstlerinnen und Künstlern Auftritte im Rahmen des Möglichen zu bieten.» Also überlegte sich Bill ein Festivalkonzept, das vor Ort möglichst lange skalierbar bleibt und dafür örtlich erweitert und mit einem interaktiven Live-Stream ergänzt wird.

In unbekannte Abenteuer
Bill stellte ad hoc ein kleines Team zusammen, das sich ins unbekannte Abenteuer voller Herausforderungen stürzte. «Wir mussten alle Rechte einholen, um die Konzerte überhaupt übertragen zu dürfen. Technisch brauchten wir eine Infrastruktur, die keine Verzögerungen, sogenannte Latenzzeiten, bei der Übertragung entstehen lässt und die gleichzeitig die Gäste vor Ort wie auch die Zuschauer an anderen Standorten befriedigend bedienen, aber auch einbeziehen und untereinander verbinden konnte. Kreativ mussten wir für sechs Abende eine moderierte Livesendung inklusive aller Konzerte sowie Interviews und Hintergrund-Storys erschaffen. Zu Hause sassen vom 7. bis 12. September 2021 – sichtbar auf Grossleinwand auch für die Live-Zuschauer vor Ort – Festival-Besucher vor ihren Bildschirmen, einzeln oder als Familie. Gruppen veranstalteten sogar eigene Anlässe mit Grossleinwänden! Die Moderatoren und Musiker auf der Bühne auf dem Heitere konnten all diese Menschen direkt ansprechen, sie einbeziehen und sie auch mit dem Live-Publikum vor Ort interagieren lassen.» Das Heitere On Air-Team wollte allerdings noch mehr und erschuf ein komplettes virtuelles Festivalgelände, auf dem sich die Besucher – nachdem sie sich einen eigenen Avatar zusammengestellt hatten – frei bewegen und mit anderen virtuellen Gästen per Videochat unterhalten konnten. Auf diesem virtuellen Festivalgelände waren auch Künstler und Sponsoren präsent, luden zum Spielen ein und lockten mit attraktiven Preisen. Darüber hinaus wurden Satelliten-Events mit weiteren Konzerten an Aussenstandorten organisiert, die auf den Heitere übertragen wurden. Und sogar sogenannte Meet&Greet, bei denen die Fans vor ihren Bildschirmen ihre Lieblingsbands treffen konnten, wurden möglich gemacht.

Das gab es vorher noch nie
«Das Ganze war sehr komplex in der Realisierung, der Zeitdruck war enorm und der Aufwand erwies sich für unsere Verhältnisse als gigantisch», sagt Heitere-Chef Bill rückblickend. «Ein virtuelles Festival in dieser Art gab es vorher noch nie, das war schon ziemlich revolutionär. Ich möchte auch betonen, dass es ohne die finanzielle Unterstützung des Kantons und des Bundesamtes für Kultur nicht zu stemmen gewesen wäre. Obwohl wir neben den insgesamt rund 15’000 Live-Besuchern des reduzierten Heitere Open Airs gut 1000 virtuelle Festival-Besucher hatten, womit wir sehr zufrieden sind, hat sich das Ganze nicht gerechnet. Umso schöner ist die nachträgliche Belohnung mit dem Xaver-Award für uns.» Dass eine parallel zum regulären Festival laufende On Air-Ausgabe gefehlt hat, liegt einzig an den finanziellen Ressourcen, die in den vergangenen zwei verlustreichen Jahren bereits genug strapaziert wurden. Für die Zukunft sieht Bill jedoch ein grosses Potential in der Verknüpfung der Technologien, die bei Heitere On Air zum Einsatz kamen: «Die ganze Geschichte könnten wir noch auf verschiedenste Weise ausbauen und perfektionieren, das haben wir deutlich gemerkt.»