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Hochwasser: Umleitungsstollen soll Kölliken schützen

Bei den Hochwassern 2021, 2017 und 1999 hat der Köllikerbach sein Bett verlassen und unter anderem Keller überflutet. Das soll nicht mehr passieren. Die Ergebnisse zum Vorprojekt «Hochwasserschutz Köllikerbach» liegen vor.

Zwischen dem Gebiet Obermatten und der Uerke auf der Höhe Bläumatt soll ein Umleitungsstollen gebaut werden. Dies ist das Ergebnis aus dem Vorprojekt «Hochwasserschutz Köllikerbach». Ziel ist, das Dorf vor einem hundertjährlichen Hochwasser zu schützen, bei dem der Köllikerbach einen Wasserabfluss zwischen 14 und 17 Kubikmeter/Sekunde Wasser hat. Sobald der Bach oberhalb des Siedlungsgebiets mehr als fünf Kubikmeter/Sekunde führt, kommt dieser Stollen zum Einsatz und Wasser wird in die Uerke umgeleitet. So ist sichergestellt, dass im Köllikerbach genügend Platz bleibt für die Wassermassen aus den Seitenbächen, die innerhalb von Kölliken einmünden.

Entlastungsstollen als beste Variante

Es sind verschiedene Hochwasserschutzlösungen genauer unter die Lupe genommen worden. Neben dem rund 460 Meter langen Umleitungsstollen zur Uerke standen auch ein Hochwasserrückhaltebecken und ein Entlastungsstollen durchs Dorf zur Diskussion. Letztlich habe sich jedoch die Umleitung in die Uerke als Bestvariante herauskristallisiert, sagte Norina Andres von der kantonalen Abteilung Landschaft und Gewässer an der gemeinsamen Infoveranstaltung von Gemeinde und Kanton am Dienstagabend. Oberhalb von Kölliken gibt es zu wenig Platz für ein genügend grosses Hochwasserrückhaltebecken. Und: Die Überleitung in die Uerke eröffne auch Handlungsspielraum für die Zukunft.

Ein Ausbau des Gerinnes, um den zu kleinen Abflussquerschnitt zu vergrössern, wurde verworfen, weil es zu viele aufwändige Anpassungen an Brücken und Infrastruktur bräuchte. So sind von den 20 Brücken innerhalb des Dorfes 19 zu niedrig und können bei Hochwasser dazu führen, dass der Köllikerbach über die Ufer tritt.
Der Umleitungsstollen werde mit einer Tunnelbohrmaschine unter Tag erstellt, erklärte Andreas Niedermayr von Hunziker, Zarn & Partner AG. Baugruben gibt es nur beim Einlaufbauwerk in der Obermatten an der Oberen Bahnstrasse sowie beim Auslaufbauwerk zwischen dem Sportplatz Walke und der Raststätte Kölliken Nord. Innerhalb von Kölliken müssen im Rahmen des Hochwasserprojekts einige Stege, die zu niedrig über den Köllikerbach führen, entfernt oder erhöht werden. Gleichzeitig werden auch Revitalisierungsmassnahmen nötig. Diese sind gesetzlich vorgeschrieben, da der natürliche Verlauf von Gewässern nach Eingriffen möglichst wieder hergestellt werden muss.

Eine Problemverlagerung statt einer Problemlösung?

An der Infoveranstaltung von Gemeinde und Kanton – dieser hat in diesem Projekt die Federführung – kamen durchaus kritische Fragen zum Projekt auf. Die Überleitung in die Uerke wurde dabei aus mehreren Gründen kritisch gesehen. Nur weil in Uerkheim ein Hochwasserbecken gebaut werde, sei diese Überleitung möglich, bemängelte ein Teilnehmer. Andreas Niedermayr stimmte dem zu, rief aber in Erinnerung, dass der Uerke nur so viel Wasser eingeleitet werde, wie sie vertragen könne. Es komme somit bei einem hundertjährlichen Hochwasser nicht zu einer Gefahrenverlagerung. Diese Überleitung sei doch nur eine Verlagerung des Problems, nicht eine Lösung, hiess es weiter aus der Versammlung. Vielmehr müsse man doch dort etwas unternehmen, wo das Wasser herkomme.

Weitere Stimmen machten sich für ein Hochwasser-Rückhaltebecken stark. Angesichts der immer wieder auftretenden Trockenheit sei es wichtig, das Wasser in Kölliken zu behalten und allenfalls versickern zu lassen. Eine Wegleitung sei eine schlechte Lösung. Andreas Niedermayr erklärte, dass aufgrund der Nähe zur Autobahn im Gebiet Obermatten nicht genügend Platz für ein wirkungsvolles Rückhaltebecken bestehe. Und: Wenn das Becken zu klein dimensioniert sei und es voll ist, bringe es keinen Nutzen mehr. Zudem werde das Becken oft teilweise eingestaut und die betroffene Landwirtschaftsfläche wäre beeinträchtigt.

Gmeind entscheidet über Kredit für Bauprojekt

Für das Hochwasserprojekt am Köllikerbach besteht eine erste Kostenprognose von zwölf Millionen Franken (plus/minus 20 Prozent). Davon muss Kölliken einen Drittel selber tragen. Genauere Zahlen wird es nach dem Erstellen des Bauprojektes geben. Dafür muss die Gemeindeversammlung vom 7. Juni einen Kredit bewilligen. Kölliken trägt dazu 55 Prozent oder 264 000 Franken bei. Ausserdem sind 204 500 Franken für die Planung von Massnahmen an den Seitenbächen nötig. Hier muss sowohl ein Vor- als auch ein Bauprojekt erstellt werden. Anders als bei den Schutzmassnahmen am Köllikerbach ist hierbei die Gemeinde federführend. Total stellt der Gemeinderat an der nächsten Sommergmeind also einen Antrag von 468 500 Franken für die weitere Projektierung der Hochwasserschutzmassnahmen in Kölliken. Lilly-Anne Brugger

Das Hochwasser in Kölliken am 8. Juli 2017, unweit des Kreisels und der Kirche.
Bild: zvg/Kanton Aargau