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SBB haben kein Gehör für Kundenwunsch

Seit September verkehrte statt der S28, dem «Nazeli», ein Bus zwischen Zofingen und Lenzburg. Trotz längerer Reisezeiten zahlen die SBB keine Entschädigungen aus.

Während vier Monaten musste Michael Scheffler früher aufstehen und einen Zug bzw. Bus eher nehmen, um rechtzeitig in Oberentfelden am Arbeitsplatz zu erscheinen. «Ich arbeite in der Stiftung Orte zum Leben und betreue Menschen mit einer Behinderung. Da ist es wichtig, dass ich rechtzeitig zum Schichtbeginn da bin», sagt der 36-jährige Zofinger. Rund zwei Stunden, schätzt er, hat er pro Tag verloren, weil die S28, das «Nazeli», seit September zwischen Zofingen und Lenzburg statt auf der Schiene als Bahnersatzbus auf der Strasse fährt.

Ein Zustupf ans Bahnabo wäre eine schöne Geste
Michael Scheffler erinnerte sich, dass die SBB bei grösseren Verspätungen jeweils den Reisenden Gutscheine abgeben. Daher fragte er sich, ob die SBB für die täglich zwei Stunden Zeitverlust auch eine Entschädigung auszahlen. Einen Zustupf ans Bahnabo, beispielsweise. Doch, um es gleich vorwegzunehmen: Das tun die SBB nicht. In einer E-Mail wird Michael Scheffler mitgeteilt, dass man seinen Unmut verstehe, dass er in den letzten Monaten mit einem Bahnersatzbus vorliebnehmen musste. Trotz allem Verständnis seien aber «Entschädigungen in dieser Ausnahmesituation leider nicht vorgesehen». Ausnahmesituation darum, weil die SBB den Bedarf an Lokpersonal unterschätzt und die Rekrutierung zu defensiv geplant haben. Und dann habe Corona die Lage noch verschlimmert, steht im Mail, und dazu geführt, dass verschiedene Ausbildungsgänge nicht stattgefunden hätten. SBB-Sprecher Martin Meier erklärt, dass die SBB nicht berechtigt seien, eine Entschädigung auszuzahlen, wenn die Betriebspflicht nicht verletzt wurde. Mit dem Bahnersatzbus haben die SBB ihre Pflicht erbracht.

Und dann gibt es doch noch eine gute Nachricht
Enttäuscht sei er, sagt Michael Scheffler. Denn eigentlich habe er schon eine Geste von den SBB erwartet. «Dass es einfach keine Entschädigung gibt, damit habe ich nicht gerechnet», sagt er. Doch immerhin können die SBB mit einer guten Nachricht aufwarten: Seit Sonntag fährt das «Nazeli» wieder da, wo es hingehört. Auf der Schiene. Und darüber ist Michael Scheffler «mega froh» und hofft, dass dies auch in Zukunft so bleiben wird.