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Schule und Corona stoppen das Theater

Viele treue Gäste freuten sich schon auf die Aufführungen der Theatergesellschaft Oberentfelden, die seit August das Stück «Es fährt kein Zug nach Irgendwo» einübte. Nun ziehen die Verantwortlichen die Reissleine, nicht nur Corona-bedingt, wie Präsident Dieter Lüscher sagt.

Die Theatergesellschaft Oberentfelden probte schon seit Monaten für das neue Stück. Nun kommt das Aus, weshalb?
Dieter Lüscher: Bis vor drei Wochen hatten wir die feste Absicht, im Januar 2021 elf Aufführungen zu spielen. Am 7. Oktober entschieden wir uns aber schweren Herzens, die Saison 2021 abzusagen und alle Vorbereitungen abzubrechen.

War das Zweckoptimismus oder glaubten Sie wirklich daran, dass die Aufführungen stattfinden können?
Wir waren uns bewusst, dass wir die Aufführungen nur mit grösseren Einschränkungen hätten durchführen können. Die Anzahl an Sitzplätzen hätte verringert werden und auch das Restaurant hätte aufgeteilt werden müssen, weil im Foyer schutzbedingt nur etwa die Hälfte der gewohnten Plätze zur Verfügung stand. Es hätte einiges an Mehraufwand gegeben, aber wir glaubten wirklich daran, dass im Januar 2021 in Oberentfelden Theater gespielt wird.

Wie weit waren die Vorbereitungen schon vorangeschritten?
Mitte August hatten wir mit dem Probebetrieb begonnen und übten wie gewohnt zweimal pro Woche. Aufgrund der Schutzmassnahmen aber nicht in unserem eigenen – nicht sonderlich gut belüfteten – Vereinslokal, sondern oft im Freien oder im Schützenhaus, welches uns von der Schützengesellschaft verdankenswerterweise zur Verfügung gestellt wurde. Auch mit dem Bühnenbau hatten wir bereits begonnen.

Aus dem Umfeld des Vereins ist zu hören, dass Corona aber nicht der einzige Grund für die Absage der Spielzeit 2021. Was hat noch gegen die Auftritte gesprochen?
Nein, Corona ist tatsächlich nicht der einzige Grund. Diese Situation wäre zwar sehr erschwerend gewesen, aber wir wollten etwas Normalität zurückgewinnen. Das erwartete Defizit aufgrund der verringerten Platzzahl hätten wir zum Teil mit unserer bewährten Restauration verringern können. Mitte September wurde uns dann aber durch die Schule definitiv mitgeteilt, dass uns das Foyer nicht zur Verfügung steht, weil dort bis im nächsten Sommer aus Platzmangel ein Schulzimmer eingerichtet wurde. Zwar hat man uns Alternativen angeboten, welche für uns aber nicht umsetzbar waren. Wir standen somit vor der Tatsache, dass wir nicht nur mit einem vermutlich eingeschränkten Spielbetrieb rechnen mussten, sondern auch kein Restaurant und keine Bar anbieten können. Die Kombination dieser beiden Erschwernisse führte dazu, dass wir die Saison absagten.

Welche Auswirkungen hat die Absage für den Verein und die Kasse?
Der Verein lebt weiter; wir haben auch bereits Ideen, wie wir zusammen mit dem Regisseur den Mitgliedern ab ungefähr nächstem Frühling – wenn Corona es zulässt – Kurse und freie Proben anbieten können. Was die Kasse betrifft: Seit Probebeginn fallen die Honorarkosten für den Regisseur an. Der Bühnenbau hat ebenfalls bereits Kosten verursacht, welche aber grösstenteils nicht verloren gehen. Und mit dem Regisseur Nic Russi konnten wir uns einigen, dass wir ihm nächstes Jahr, wenn wir mit dem gleichen Stück dort weiterfahren, wo wir jetzt abgebrochen haben, nicht ein zweites Mal das volle Honorar entrichten müssen. Wir sind dem Regisseur sehr dankbar dafür. Das Loch in der Kasse werden wir verkraften können. Ein bisschen schmerzlicher ist der fehlende Saisongewinn.

Sie wollen 2022 wieder spielen. Erzählen Sie uns kurz, was erwartet die Zuschauer im neuen Stück «Es fährt kein Zug nach Irgendwo».
Es handelt sich um ein Bahnabenteuer der deutschen Autorin Winnie Abel. Der Zuschauer reist am Anfang in einem Wagen eines Interregios mit. Dieser Zug wird einen ausserplanmässigen Halt einlegen müssen und die Fahrgäste an einem trostlosen Provinzbahnhof zurücklassen. Ohne Handyempfang, ohne Taxis, ohne eine Aussicht auf Weiterfahrt. Ein witziges Nervenchaos nimmt seinen Lauf. Regie führt wieder Nic Russi, der bei unseren Mitgliedern sehr beliebt ist. Er hat das Stück leicht anpassen und in Mundart übersetzt.

Die Theatergesellschaft Oberentfelden wurde 1909 gegründet. Gab es in der Vereinsgeschichte schon einmal einen Ausfall einer Spielzeit und was war damals der Grund?
Ja, das gab es tatsächlich schon. Während des zweiten Weltkrieges und in den Nachkriegsjahren konnte während insgesamt acht Saisons nicht gespielt werden. Und dann war da noch das Jahr 1966, als in der Gemeinde die Maul- und Klauenseuche wütete und deswegen nicht gespielt werden durfte.

Sie sind ein positiv denkender Mensch. Was plant der Präsident der Theatergesellschaft Oberentfelden für die Zukunft?
Wir wollten als Theatergesellschaft am «Aentefescht» mitmachen. Das fand aber dieses und wie wir schon jetzt wissen, auch nächstes Jahr leider nicht statt. Wir werden für die Mitglieder spezielle Kurs- und Probeabende ins Leben rufen. Und aller Unbill zum Trotz, werden wir die Mitglieder, die Helfer und unsere treuen Sponsoren in der zweiten Januarwoche, vermutlich am Donnerstagabend, 7. Januar 2021, zu einem Neujahrsapèro einladen. Und natürlich denken wir alle positiv und gehen davon aus, dass wir im übernächsten Jahr unseren treuen Zuschauern wieder ein unbeschwertes Theater-erlebnis bieten können. Es fährt dann halt im Januar 2022 kein Zug nach Irgendwo.