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Carillonneur Hubert Schäpper – Ein halbes Jahrhundert in Diensten der Stadt Aarau

Ein halbes Jahrhundert in Diensten der Stadt Aarau: Anfang März feiert Hubert Schäpper sein 50-jähriges Dienstjubiläum als Carillonneur des Glockenspiels im Obertorturm. 

Nicht nur am Maienzug, sondern an zahlreichen Feiertagen begleitet das Glockenspiel die Aarauerinnen und Aarauer. Verantwortlich dafür ist ­Hubert Schäpper, der mittlerweile seit 50 Jahren als Carillonneur amtet. Am 4. März 1974 war der heute 67-Jährige vom damaligen Stadtrat berufen worden. «Nachdem ich bereits ein Jahr lang als Stellvertreter das Glockenspiel bedient hatte, durfte ich als 17-Jähriger das Amt ganz übernehmen. Seither bin ich dieser Aufgabe ohne Unterbruch treu geblieben», sagt Hubert Schäpper. Somit ist er gleichzeitig auch der dienstälteste Angestellte der Stadt ­Aarau.

Hubert Schäpper ist in Aarau aufgewachsen und hat hier die Schulen besucht. 1977 ist er ins Freiamt gezogen. Nachdem er schon als Jugendlicher Musik gemacht hat, studierte er an der Akademie für Schul- und Kirchenmusik in Luzern und unterrichtete danach als Musiklehrer. Dieses musikalische Gespür half ihm auch beim Carillonspielen. Denn auf dem Aarauer Carillon gibt es nur elf Töne beziehungsweise Glocken. Diese werden durch Schlagen auf 15 Zentimeter lange Hebel zum Klingen gebracht. Die grösste noch freischwingende Glocke wiegt 160 Kilogramm (früher Feuer- oder Sturmglocke, heute Stundenglocke, klingend es), die Kleinste aus dem Jahr 1976 nur gerade mal 12 kg (mit der Inschrift: «Keines zu klein, Helfer zu sein»). Die beiden grössten Glocken stammen aus dem 16. Jahrhundert, die weiteren neun aus dem Jahr 1969. Noten für das Carillon gab es damals noch nicht.

Faszinierender Minimalismus

«Es ist ein grobes Musizieren und genau dafür muss man ein Gefühl entwickeln, um beispielsweise auch leisere Töne anschlagen zu können», sagt Hubert Schäpper. Es ist ein stetiges Ausprobieren. Mit zunehmender Routine wagte er sich auch an verschiedene Variationen oder Tonartwechsel. Er weiss mittlerweile genau, was auf dem Carillon spielbar ist und was nicht. «Es ist aber auch dieser Minimalismus, welcher gleichzeitig die reizvolle Herausforderung darstellt, mit nur elf Tönen auszukommen, was das Aarauer Carillonspielen so spannend und weltweit einzigartig macht», sagt er.

Gespielt werden deshalb auch keine komplexen Stücke, sondern meistens Volkslieder, passend zu den Jahreszeiten. «Die schönste Spielzeit ist jeweils der Frühling und die Advents- und Weihnachtszeit. Es bieten sich sehr viele schöne Melodien an. Dazu die Stimmung und der Blick aus 60 Metern auf die festlich geschmückte Altstadt.» Hubert Schäpper schwärmt.

Zu den Highlights gehört jeweils auch das Obertorturm-Konzert im August zusammen mit den Aarauer Turmbläsern und anderen Formationen mit Alphörnern, Hand Bells, Ländler-Kapelle, Kinderchören oder Sängern. Für das Zusammenspiel gibt es dann auch Noten, vieles arrangiert durch den Schweizer Komponisten Claude Rippas. Das nächste Obertorturm-Konzert findet am 16. August 2024 statt.

Dreimal den Mount Everest rauf und runter

Am heutigen Donnerstag, 29. Februar 2024, ist es der 18’258. Tag im Amt als Carillonneur, wie Hubert Schäpper ausgerechnet hat. Und er rechnet weiter: «In all den Jahren hatte ich etwa 1500 Einsätze. Das gerechnet mit den 187 Treppenstufen bis hoch zum Carillon im Oberturm ergibt 56’100 Höhenmeter, dies wiederum entspricht in etwa der Strecke, um dreimal den Mount Everest hinauf- und wieder hinunterzusteigen (allerdings der Einfachheit halber ab Meereshöhe gemessen).» Um den beschwerlichen Aufstieg zum Carillon auch weiterhin bewältigen zu können, musste sich Hubert Schäpper letztes Jahr zwei neue Kniegelenke einsetzen lassen, um für dieses Jubiläumsjahr rechtzeitig gerüstet zu sein.


«Vor 50 Jahren hätte ich nicht gedacht, dass ich diese schöne Aufgabe während so vieler Jahre ausführen werde», sagt Hubert Schäpper. «Ich bin dankbar für meine Gesundheit. Ich bin zufrieden und ja, auch etwas stolz.» Sein 50. Dienstjubiläum war sein bisheriges Ziel, nun ist es sein 20’000. Arbeitstag, den er am 5. Dezember 2028 anvisiert.


Zu seinem Dienstjubiläum hat er alle seine Wegbegleiter der letzten 50 Jahre zu mehreren Anlässen an verschiedenen Tagen eingeladen. Auch der Stadtrat wird ihm am 6. März zu seinem Jubiläum gratulieren. Dies ist zugleich auch sein 68. Geburtstag. «Ich werde mir dann zur Feier des Tages selbst Happy Birthday auf dem Carillon spielen.» Sarah Moll

 Hubert Schäpper feiert Jubiläum und lässt das Carillon erklingen

Samstag, 9. März 2024,

11 und 13 Uhr

Mit einer Führung durch eine Führperson von Aarau Info durch den Obertorturm, seine Kerker, zum Uhrwerk und bis hoch hinauf in die Türmerwohnung wird das 50-jährige Jubiläum des Carilloneurs Hubert Schäpper gebührend gefeiert. Teilnehmende sind dabei, wenn er vor und während der Führung das Carillon erklingen lässt und seine Erklärungen zu seinem schönen Spiel abgibt.

Eintritt: Fr. 22.–,

Tickets und Infos: www.aarauinfo.ch