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«Das Leiden hat sich gelohnt»

Sie rennen mit dem Neopren-Anzug und der Badekappe durch den Engadiner Lärchenwald und schwimmen mit Turnschuhen an den Füssen durch die sehr kalten Oberengadiner Seen. Die Rede ist von den Teilnehmern des «ÖTILLÖ Swimrun Engadin». Mit dabei auch Lars und Peter Oeschger aus Muhen, die in der Kategorie Sprint Team Herren gewannen.

«Das Rennen ist so kurios, dass es schon wieder gut ist», sagt Peter Oeschger (50) aus Muhen, der erstmals zusammen mit seinem Sohn Lars (13) in der Kategorie Sprint am Start stand. Das Duo, undalleanderen150 Gestarteten, musste 2,2 km schwimmen – aufgeteilt in vier Teilstücke – und 12,9 km rennen – aufgeteilt in fünf Teilstücke. Total 15,1 km und 384Höhenmeter und das auf 1800 Metern über Meer. Die Wassertemperatur im Silvaplaner- und Champfèrer-Seebetrug frische 14 Grad. «Das Einschwimmen bei dieser Kälte war brutal hart», gibt Lars Oeschger zu, der zum ersten Mal an einem Wettkampf in einem See teilnahm. Und auch zum ersten Mal mit Schuhen an den Füssen soweit schwamm.

Am Stammtisch entstanden

Für einmal sind es nicht die Engländer, die eine spezielle Sportart (Bob, Skeleton, Polo und weitere) ins Engadin bringen, sondern die Schweden. Die Rede ist vom «ÖTILLÖ Swimrun» (ÖTILLÖ bedeutet von Insel zu Insel) dem wohl härtesten Ausdauerrennen der Neuzeit. Entstanden 2002 aus einer Stammtischwette, gibt es dieses in Zweierteams oder alleine zu absolvierende Rennen heute in verschiedenen Ländern und als offizielle Weltmeisterschaft in Schweden. Die Originalstrecke geht über 75 km, 10 km davon im Wasser, der Rest wird gelaufen. Die Regeln sind einfach: Sämtliche Ausrüstung muss eigenständig von Start bis ins Ziel gebracht werden. Dies bedeutet, das Schwimmen in Laufschuhen sowie das Laufen in Neoprenanzügen, wobei kleine Schwimmhilfen erlaubt sind. Dazu kommt, dass der Abstand des Zweierteams nie mehr als 10 Meter voneinander betragen darf.

Mit Schwimmanzug auf dem Wanderweg
Peter und Lars Oeschger legten einen fulminanten Start hin und stiegen bereits nach der ersten Schwimmstrecke als erstes Sprint-Team aus dem Wasser. «Auf den Laufstrecken muss man sich wieder aufwärmen, sonst kommt man im kalten Wasser nicht mehr vorwärts »,weiss Peter Oeschger. «Wir wurden mit unseren Schwimmanzügen und Badekappen von den Wanderern und Touristen teilweise sehr komisch angeschaut», sagt Lars Oeschger. Die Rennstrecke führte nicht nur flach den Seen entlang, sondern auch über Skipisten und durch steile Waldabschnitte. Für Vater Oeschger war es bereits die dritte Teilnahme. Jedes Mal verlief die Strecke etwas anders. «Dies mal war es am härtesten», blickt er zurück. Trotzdem liefen er und sein Sohn Lars nach 1.56 Std. als überlegende Sieger der Kategorie Sprint Team Herren ins Ziel. Dort durften sie die Gratulationen von Michael Lemmel, einem der Gründer des «ÖTILLÖ», in Empfang nehmen. Nebst einer Medaille aus Holz, gab es auch ein Siegercouvert. Darin ein Gutschein für einen Gratisstart imnächsten Jahr. «Den lösen wir ein», blickt Lars Oeschger bereits voraus, «denn das Leiden hat sich gelohnt, es war ein ganz cooler Wettkampf.»Sagts und verabschiedet sich unter die warme Dusche.

Der lange «ÖTILLÖ Swimrun Engadin» führte am Tag darauf von Maloja über rund 45 km ins Ziel nach Silvaplana. Unterwegs schwammen die knapp 100 Athletinnen und Athleten durch vier Oberengadiner Bergseen (5,8 km) und legten 39 km rennend zurück. Dabei überwanden sie 1499 Höhenmeter. Nach insgesamt 45 km und einer Gesamtzeit von 5.25 Stunden erreichet das erste Team das Ziel in Silvaplana. Peter und Lars Oeschger zeigten sich beeindruckt von dieser Leistung. Ob das Hauptrennen des «ÖTILLÖ» dereinst auf ihrem Wettkampfprogramm steht, liessen beide noch offen.

Das Leiden hat sich gelohnt | Der Landanzeiger
Das 14 Grad kalte Wasser im Silvaplanersee konnte Peter und Lars Oeschger aus Muhen nichts antun.