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Hanspeter Hilfiker: «Das Oberstufenzentrum ist neben dem Stadion das grösste  Projekt, das ansteht»

Interview mit Stadtpräsident Hanspeter Hilfiker: Rückblick und kommende Herausforderungen.

Was waren die grössten Herausforderungen des vergangenen Jahres?

2022 war ein Zwischenjahr. Corona war gerade fertig, der Krieg folgte. 2022 ging es deshalb vor allem darum, die Projekte zur Mangellage und zur Beherbergung der Flüchtlinge zu realisieren. Das klappte insgesamt recht gut. Für die Rechnung hat sich die Mangellage nicht als wahnsinnig belastend herausgestellt.

Vielerorts wird noch nach Unterkünften gesucht. Wie sieht die derzeitige Lage in Aarau aus?

Zuerst einmal müssen die anderen Gemeinden ihr Kontingent erfüllen. Bei uns bereitet der Kanton derzeit die Geschützte Operationsstelle (GOPS) für 160 Asylsuchende vor, eine unterirdische Anlage beim Kantonsspital Aarau. Dort hätten theoretisch bis zu 350 Asylsuchende Platz. Wenn auch dort der Platz knapp werden würde, hätten wir noch die Zivilschutzanlage in der Telli.

Welches sind die grössten Herausforderungen fürs 2023?

Wirtschaftlich ist die Situation unsicher. Wie sich die Teuerungen auswirken, ist noch unklar. Im letzten Jahr hatten wir eine grosse, negative Performance auf unserem Anlagefonds. Dafür konnten wir unsere Schwankungsrückstellung, die dafür vorgesehen war, nutzen. Nun hoffe ich, dass es besser wird und wir die Zielrendite erreichen können.
Abgesehen vom Finanziellen sieht man in Aarau überall Baustellen. Diese müssen 2023 einigermassen planmässig über die Bühne gehen. Zwar ist der Baubeginn erst etwa ab 2027 vorgesehen, trotzdem müssen für das Grossprojekt Schule die Rahmenbedingungen geklärt werden. Dort werden 2023 die nächsten Schritte folgen.

Welches waren die schönsten Momente des 2022?

Allgemein war die Freude gross, dass die Anlässe endlich wieder stattfinden konnten. Die Alte Reithalle hat ihre Ziele erreicht und konnte eine hohe Auslastung aufweisen. Und der Maienzug mit dem Schönwetter-Bankett brachte viel Freude.

Wenn wir schon beim Maienzug sind … Zur Umgestaltung des Maienzugs regt sich Widerstand. Was spricht eigentlich gegen die Schanz?

Gegen die Schanz spricht eigentlich nichts. Was am ehesten kritisiert werden kann, sind die Bäume, die kein optimales Blätterdach aufweisen. Nun haben wir aber den Maienzugplatz frisch saniert und der Maienzug ist eine gute Möglichkeit, den Platz zu testen. Es gilt herauszufinden, ob alles, was auf dem Platz stattfindet, aneinander vorbeigeht. Wenn alles nebeneinander beziehungsweise zusammen funktioniert, wäre das in Kombination mit dem Leichtathletikstadion für die Morgenfeier ideal.

Genau, der Telliring wird dem Leichtathletikstadion weichen …

Der Platz im Telliring war seit Jahren knapp. Entweder mussten wir einen neuen Platz suchen oder wir hätten massiv einschränken müssen, wer an der Morgenfeier teilnehmen darf. Auch beim Leichtathletikstadion besteht die Herausforderung darin, das Aufstellen der Tribüne und die Sportnutzung aneinander vorbeizubringen.

Wie schätzen Sie die Chancen ein, dass sich hier noch was ändert bezüglich Festort?

Wir werden zu den Petitionen Stellung nehmen. Es ist aber so: Wo das Fest stattfinden wird, bestimmt der Stadtrat. Auch die Maienzugkommission hat lediglich eine beratende Funktion. Deshalb gehe ich davon aus, dass der Maienzug wie vorgesehen durchgeführt wird.

Wenn man den Jahresbericht durchliest, dann wird viel vom Bauen geschrieben. Wo stehen wir denn mit dem FCA-Stadion?

Das Bundesgerichtsurteil für die Teiländerung der Nutzungsplanung ist in unserem Sinn ausgefallen. Das heisst, sie ist nun auch rechtskräftig. Nun muss der Gestaltungsplan mit den entsprechenden Rahmenbedingungen verabschiedet werden. Es könnte sein, dass es eine Teilauflage des Gestaltungsplans braucht. Ist der Gestaltungsplan fertig, wird er an den Kanton geschickt. Erst dann kann das Baugesuch eingereicht werden. Ich gehe davon aus, dass wir im April/Mai über das genaue Vorgehen informieren können.

Das heisst für den Zeitplan?

Gäbe es zum Gestaltungsplan keine Einwände, könnte es sein, dass das Baugesuch noch in diesem Jahr eingereicht werden könnte.

Wie sieht es mit dem Sportplatz Winkel in Rohr aus?

Der Bau ist für 2024/25 geplant und das sollte eigentlich möglich sein.

Auch in der Obermatte ist eine neue Sportanlage mit Tennis, Basketball und Volleyball geplant. Wird es dafür einen neuen öV-Anschluss geben?

Wie bisher wird davon ausgegangen, dass man vor allem mit den Velos anreist oder dann mit dem Rohrer-Bus über die Haltestelle Salamatt. Wird die Sportanlage realisiert, werden wir aber sicher auch die öV-Anbindung anschauen.

Am 17. Juni steigt die Einweihung der Kettenbrücke. Wird sie auch danach noch Kettenbrücke heissen?

Auf der Karte ist die Kettenbrücke gar nicht als solches angeschrieben. Da steht der Name der Strasse, also «Küttigerstrasse». Für uns wird die Brücke aber die Kettenbrücke bleiben.

Auch die Markthalle bewegt die Gemüter. Nun startet am 1. April eine Testphase. Was wird getestet?

Paralell zu den bestehenden grossen Anlässen stellt die Betriebsleitung ein Programm zusammen, um zu testen, was funktioniert und was nicht. Zudem wird der Platz zwischen Storchen und Zwischen den Toren begrünt und mit Bänken und anderen Gestaltungselementen versehen. In der Markthalle selbst wird ein Viertel der Halle zur mobilen Holzbühne. Dort soll eine Kaffeeecke entstehen, die verschieden bespielt werden kann.

Weshalb wurden mehrere Velowege- und Veloprojekte im 2022 zurückgestellt?

Im Bereich Mobilität kam es zu personellen Engpässen. Das hat natürlich dann direkten Einfluss auf die Projekte. Die grossen Projekte, wie beispielsweise das Gesamtverkehrskonzert sind aber betreut.

Aarau soll attraktiver werden – so sehen es die Legislaturziele vor – wo wollen sie noch attraktiver werden und wie?

Die Aufwertung öffentlicher Räume ist ein wichtiges Thema. Dazu gehören eben die Markthalle oder der Behmen und der Bahnhofplatz. Auch an der Aare am Aare-Ufer wird sich einiges tun. Auch die vielen Partizipationen sollen die Attraktivität steigern.

Dazu gehören beispielsweise die «Strategie 2035», die «Stadtidee» aber auch bei Projekten wie dem Kasernenareal oder der Telli Ost wird die Bevölkerung aktiv miteinbezogen.

Dass die Bevölkerung miteinbezogen wird, war einer der Wünsche beim Stadtmonitoring, der Bevölkerungsumfrage, die alle vier Jahre durchgeführt wird. Das Miteinbeziehen ist wichtig. Es darf aber keine Parallelstruktur zu den normalen politischen Prozessen entstehen. Der Einwohnerrat und der Stadtrat dürfen nicht ausgehebelt werden.
Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie und ob sich die Partizipation auf die Stimmbeteiligung bei der Abstimmung der jeweiligen Projekte auswirkt.

Attraktiv soll auch der Weihnachtsmarkt sein. Wie sieht Ihr Fazit aus?

2022 nahm der Weihnachtsmarkt eine ganz andere Dimension an und ich fand ihn im Grossen und Ganzen gut. Aber klar, gab es Sachen, die nicht gut funktioniert haben oder verbessert werden müssen.

Wo muss man denn den Hebel ansetzen?

Durch das Chalet war beispielsweise der Durchgang zur Kirche zu eng. Deshalb wird das Chalet einen neuen Platz erhalten. Zudem wird neu der Maienzugplatz bespielt, der Kasinogarten entlastet, dafür kommt die andere Seite des Grabens zur Verbindung zum Schlossplatz noch dazu.
Für die Vermietung der Häuschen haben die Organisatoren nun mehr Zeit und ich denke, wenn das Preisniveau etwas angepasst wird, läuft auch die Vermietung besser und das Angebot wird breiter. Das ist aber Aufgabe von «Stadtchend», dem Organisator. Die City-Managerin Romana Waller steht mit «Stadtchend» in Kontakt.

Am letzten «Rüeblimärt» hat die Stadt mitgeholfen, dass er wieder stattfindet. Wird die Stadt auch bei anderen Veranstaltungen als «Organisator» oder Mitorganisator auftreten?

Nein, das ist nicht unsere Absicht. Es ist wichtig, dass solche Anlässe wie «Rüeblimärt», der Designmesse «In & Out» oder auch «Blumen für die Kunst» stattfinden. Wir unterstützen aber nur und stellen die Rahmenbedingungen sicher. Organisieren tun wir selbst nicht.

Welche Geschäfte liegen zurzeit zu Oberst auf der Pendenzenliste des Stadtpräsidenten?

Es ist wichtig, dass wir unsere Investitionsprojekte durchbringen. Die Baustellen sieht man, unsere Infrastruktur wird also unterhalten und erneuert. Bei den Abrechnungen kommt es aber immer wieder zu Verzögerungen. So ist beispielsweise die Reithalle noch nicht fertig abgerechnet, obwohl sie schon das zweite Jahr in Betrieb ist. Solche Dinge verschieben dann den Finanzbedarf.
Das Oberstufenzentrum und der Abtausch mit dem Kanton der Landstücke ist das grösste einzelne Projekt, das ansteht neben dem Stadion.
Zudem beschäftigt die Stadt auch das Geschehen um KSA und CS. Für die Stadt ist es wichtig, dass das KSA als Ausbildungsstätte und Gesundheitsversorger sichergestellt bleibt. Denn das KSA ist grösster Arbeitgeber und die grösste universitäre Ausbildungsstätte im Kanton. Auch das weitere Geschehen bei der CS betreffen die Stadt. Denn noch bis vor zwei Jahren war die NAB einer der grössten Steuerzahler.

Herr Hilfiker, herzliche Dank für das Interview.

Sarah Moll / Raphael Nadler

Wo der Maienzug stattfinden wird, bestimmt der Stadtrat. Deshalb gehe ich davon aus, dass der Maienzug wie vorgesehen durchgeführt wird.

Hanspeter Hilfiker

Stadtpräsident

Gäbe es zum Gestaltungsplan keine Einwände, könnte es sein, dass das Baugesuch für das Stadion noch in diesem Jahr eingereicht werden könnte.

Hanspeter Hilfiker

Stadtpräsident