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Strompreis sinkt, doch die Freude wird getrübt

Gegenüber dem Vorjahr sinken die Strompreise per 2026 im Allgemeinen. Bewohner der «Hochpreisinsel» Muhen waren ganz besonders auf die neuen Tarife gespannt. 63 Prozent kostet der Strom hier jetzt weniger, doch die Freude wird getrübt: Gleichzeitig steigt nämlich der Netznutzungstarif um rund 39  Prozent. Die Stromrechnung fällt in Muhen «nur» um einen Drittel tiefer aus,

Gross war der Schock für die Aargauer Bevölkerung, als vor zwei Jahren die Preise für den Strombezug für die Jahre 2024 und 2025 bekannt wurden. Muhen traf es besonders hart, weil das EW Muhen im Verbund mit dem EW Oberentfelden den Strom «falsch eingekauft» hat, wie Gemeinderätin Gertrud Jost damals an einem Infoanlass einräumte. Unter «Strombezug» versteht man neben dem eigentlichen Strompreis auch Kosten für die Netznutzung und weitere Abgaben. Insgesamt kostete der Strom für die Müheler ab 2024 fast doppelt so viel wie vorher.

600 Franken weniger pro Jahr

Der Verbund mit der Nachbargemeinde wurde inzwischen aufgelöst, Muhen bezieht seinen Strom ab 2026 von der Eniwa. Diese kauft den Strom gestaffelt ein und sorgt damit für tiefst mögliche Endpreise. In Muhen war man deshalb besonders gespannt, wie es im kommenden Jahr weiter geht. Die kurze Version lautet: Der Stromtarif sinkt um 63 Prozent, die Netznutzung steigt jedoch um 39 Prozent – unter dem Strich sinkt der Strombezug für private Haushalte damit «nur» um 29 Prozent, immerhin knapp 600 Franken pro Jahr für einen durchschnittlichen Vierpersonenhaushalt.

Neu bezahlt man in Muhen für eine kWh Strom, einschliesslich aller Abgaben 35 Rappen im Hochtarif und 28,79 Rappen im Niedertarif. Dieser Unterschied ist bemerkenswert. 2023 betrug die Differenz zwischen Hoch- und Niedertarif 2,15 Rappen, jetzt sind es 6,21 Rappen. Die Waschmaschine nachts laufen zu lassen lohnt sich also.  Wie lange es diese Unterscheidung noch gibt ist unklar, viele Stromlieferanten, zum Beispiel die AEW, führen Einheitstarife ein.

Vergleicht man die Müheler Tarife 2026 mit dem Preis vor der Beschaffungskrise 2023, liegen diese heute im Schnitt 12 Prozent höher, also im Rahmen einer gewöhnlichen Teuerung.

Stromsparen und Solaranlagen führen zu höheren Netznutzungskosten

Der eigentliche Strompreis sinkt gewaltig – Warum aber steigen die Netznutzungskosten so stark an? In Muhen sind es plus 39 Prozent. Das hat einerseits mit der Beschaffung der SmartMeter zu tun und mit neuer Informatik, die beschafft werden muss. Paradoxerweise steigen die Gesamtkosten für Privathaushalte aber auch, weil wir Strom sparen und Solaranlagen bauen: «Der vermehrte Einsatz von energieeffizienten Geräten führt zu einem Rückgang der verbrauchten Energiemenge», steht in einer Mitteilung der Gemeinde Muhen. Dazu kommen die zahlreichen Solaranlagen, deren produzierter Strom nicht ins Netz eingespeist, sondern direkt verbraucht wird. Beides führt dazu, dass weniger Strom durch das Netz fliesst und sich die Netznutzungskosten auf weniger transportierte kWh verteilen. Ein Effekt, der sich durch den Bau neuer Solaranlagen verstärken wird und wohl auch bald die Politik beschäftigen muss.

Remo Conoci