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Testlauf an der Bahnhofstrasse in Aarau: Positives Zwischenfazit, aber Parkhausausfahrt braucht Massnahmen

Aus Sicht Stadt und Kanton verläuft der Testlauf bisher erfreulich, auch wenn einzelne Abläufe – insbesondere die Situation rund um das Parkhaus Kasino – noch nicht wie gewünscht funktionieren. Die erste Phase des Testlaufs dauert noch bis Ende Februar. Bis dahin werden zusätzliche Optimierungen für den besseren Verkehrsabfluss aus der Kasinostrasse angegangen.

Nach drei Monaten Testlauf auf der Bahnhofstrasse in Aarau ziehen die Stadt Aarau und die Abteilung
Tiefbau des Kantons grossmehrheitlich eine positive Bilanz: Die Verkehrsteilnehmenden verhalten sich grössernteils rücksichtsvoll und leben die Koexistenz in diesem intensiv genutzten Strassenraum
nach dem Motto «Mitenand statt Gägenand».

Fussgängerinnen und Fussgänger profitieren klar

Das flächige Queren ohne Wartezeiten entlang der Bahnhofstrasse findet bei den Fussgängerinnen
und Fussgängern breiten Anklang und wird rege genutzt. Häufig entstehen beim Queren der Fahrbahn
keine Wartezeiten mehr, da die Fussgängerinnen und Fussgänger in Längsrichtung weitergehen können, bis eine Lücke entsteht. Durchschnittlich hat sich die Wartezeit von 20 Sekunden auf 2 Sekunden reduziert. Die Auswertung zeigt eine deutliche Zunahme des flächigen Querens entlang der gesamten Bahnhofstrasse, trotz der Bündelung im Bereich der Querungsstellen, welche einen sicheren Wartebereich auf dem Mehrzweckstreifen gewährleisten.


Der ehemalige Fussgängerstreifen beim McDonalds führte vor dem Testlauf häufig zu Rückstau, da er sehr stark frequentiert war und die Fussgängerinnen und Fussgänger vortrittsberechtigt waren. Mit dem Testlauf und den geänderten Vortrittsverhältnissen hat sich der Verkehrsfluss deutlich verbessert, obwohl immer noch gleich viele Fussgängerquerungen registriert werden und sich die Wartezeiten kaum verlängerten. Gleichzeitig konnte aufgrund des flächigen Querens eine gleichmässigere Verteilung der Fussgängerbewegungen zwischen McDonalds und den beiden neuen Fahrbahnhaltestellen «Kunsthaus» festgestellt werden.

Zusätzliche Velospur wird rege genutzt

Für den Veloverkehr hat sich die Situation nur geringfügig geändert. In der Kasinostrasse konnte durch die zusätzliche Velospur ein besseres Angebot geschaffen werden, welches geschätzt und auch rege genutzt wird. Es wurden vereinzelt kritische Situationen zwischen Velofahrenden auf dem Velosteifen und querenden Zufussgehenden beobachtet, insbesondere bei Stausituationen auf der Bahnhofstrasse, in denen die Sicht aufgrund stehender Fahrzeuge eingeschränkt war. Auch im Bereich der Kasinostrasse kam es vereinzelt zu kritischen Situationen aufgrund von verbotenerweise linksabbiegenden Fahrzeugen, welche den korrekt abbiegenden Velofahrenden den Weg abgeschnitten haben.

Öffentlicher Verkehr profitiert von deutlich kürzeren Reisezeiten

Der öffentliche Verkehr (öV) profitiert von deutlich kürzeren Reisezeiten und einer erhöhten Fahrplanstabilität. Die Fahrzeiten des öV wurden anhand der Mittelwerte der Reisezeiten ausgewertet. Es konnte eine deutliche Reduktion der Fahrzeit festgestellt werden. Von der Haltestelle Holzmarkt bis zum Bahnhof reduzierte sich die Fahrzeit um durchschnittlich 32 Sekunden (16 %). In der Gegenrichtung wurde die Fahrzeit um 6 Sekunden reduziert (3 %). Es hat sich zudem gezeigt, dass es weniger Ausreisser bei den Verspätungen gibt, was insgesamt zu einer besseren Fahrplanstabilität beiträgt und die Pünktlichkeit der Busse erhöht.

Motorisierter Individualverkehr: Verbesserter Verkehrsfluss

Die Auswertung zeigt eine deutliche Verbesserung des Verkehrsflusses für den motorisierten Individualverkehr auf der Bahnhofstrasse. Diese wird hauptsächlich auf den Wegfall der Lichtsignalanlage
und das Entfernen des Fussgängerstreifens beim Kreisel Aargauerplatz zurückgeführt. In der Spitzenstunde zwischen 17.00 Uhr und 18.00 Uhr reduzierte sich die Fahrzeit für Autofahrende vom Aargauerplatz bis zur Poststrasse um durchschnittlich 33 Sekunden (21 %). Von der Poststrasse bis zum Aargauerplatz konnte die Fahrzeit um 16 Sekunden (12 %) reduziert werden.

Ausfahrt des Parkhauses Kasino funktioniert bedingt während den Hauptverkehrszeiten

Mit dem Testlauf kommt es im Parkhaus Kasino vermehrt zu Stausituationen und langen Wartezeiten für die Ausfahrt des Parkhauses. Die Auswertungen zeigen, dass das neue Verkehrsregime bis zu einem bestimmten Verkehrs- und Fussgängeraufkommen auch für die Kasinostrasse funktioniert. Nach einigen Optimierungen zu Beginn des Testlaufs konnte das Verkehrsaufkommen im September 2023 auch in Spitzenstunden gut verarbeitet werden.


Mit Beginn der kühlen Jahreszeit hat die Verkehrsmenge beim motorisierten Verkehr deutlich zugenommen
und das System läuft – wie bereits in den Vorjahren – während dieser Jahreszeit an der Kapazitätsgrenze. In den Monaten Oktober und November 2023 kam es während den Hauptverkehrszeiten, werktags von 16.00 Uhr bis 18.00 Uhr und samstags zwischen 13.00 Uhr und 17.00 Uhr, zu mehr Stausituationen und Wartezeiten für die Ausfahrt des Parkhauses Kasino.

Die Ausfahrtskapazität aus der Kasinostrasse in die Bahnhofstrasse hat sich durch das neue Verkehrsregime
während diesen Hauptverkehrszeiten reduziert. Ein Vergleich der Spitzenstunden an Werktagen zeigt, dass pro Stunde 20 Fahrzeuge (14 %) weniger aus dem Parkhaus ausfahren können (147 Fahrzeuge statt 167 Fahrzeuge). Gleichzeitig reduzierte sich aber auch der Durchgangsverkehr durch die Kasinostrasse um 44 Fahrzeuge pro Stunde (34 %). Der Abfluss aus der Kasinostrasse in die Bahnhofstrasse reduzierte sich ebenfalls um 34 Prozent. An den Samstagen zeigt sich ein ähnliches Bild.

Durchgangsverkehr und Linksabbieger beeinflussen die Ausfahrt aus der Kasinostrasse

Die Leistungsfähigkeit der Kasinostrasse beeinflussen insbesondere folgende Faktoren: Der Durchgangsverkehr durch die Kasinostrasse, der Fussgängerstreifen und die Linksabbieger aus der Kasinostrasse. 40 Prozent aller Fahrzeuge warten am Fussgängerstreifen, wobei die durchschnittliche Wartezeit zwischen 6 und 14 Sekunden liegt. 60 Prozent können ohne Wartezeit passieren. Beim Einfahren in die Bahnhofstrasse warten ebenfalls 40 Prozent der Fahrzeuge. Die Wartezeit liegt dort zwischen 3 bis 8 Sekunden. Dies bedeutet, dass das Einfädeln in die Bahnhofstrasse gut funktioniert.

Verschlechtert wird die Situation durch Fahrzeuge, die verbotenerweise nach links abbiegen und so längere Wartezeiten generieren, bis sie beide Fahrbahnen überqueren können. Die Missachtung des Linksabbiegeverbots wird überraschend häufig festgestellt: In Spitzenstunden wurden bis zu 30 Fahrzeuge gezählt, die trotz Verbot links abgebogen sind und dadurch direkt einen Rückstau auf der Kasinostrasse ausgelöst haben.

Ausfahrt Kasinostrasse: Verkehrsdienst und Optimierung der Lichtsignalanlage

Um die Situation für das Parkhaus zu verbessern, wurden bereits verschiedene Anpassungen vorgenommen.
So wurde beispielsweise die Dosierung zugunsten der Parkhaus-Ausfahrt gegenüber der Kasinostrasse weiter angepasst. Zudem wurden die Zufahrt vom Graben in die Laurenzenvorstadt und die Ausfahrt des Kasernen-Parkings mit einem Wegweiser versehen, welcher den Transit-Verkehr über die Post- und Feerstrasse umleitet. Damit soll der Durchgangsverkehr durch die Kasinostrasse, der in den Spitzenstunden rund 50 Prozent beträgt, weiter reduziert werden. Trotz Priorisierung ist insbesondere während den Spitzenzeiten aber zu beobachten, dass das Rotlicht der Dosierungsanlage von den Autofahrenden missachtet wird, womit die Priorisierung der Parkhausausfahrt nicht mehr genügend funktioniert.


Beim Einmünder in die Bahnhofstrasse werden ergänzende Markierungen angebracht, welche die Verständlichkeit erhöhen und das Linksabbiegen aus der Kasinostrasse unterbinden sollen. Weiter wird eine Optimierung der Lichtsignalanlagen auf den zuführenden Strassen der Kasinostrasse geprüft. Bis auf weiteres ist ein Verkehrsdienst vor Ort, um die Fussgängerströme über den Fussgängerstreifen zu bündeln sowie um den Verkehr auf der Bahnhofstrasse zurückzuhalten, damit der Verkehr aus dem Parkhaus abfliessen kann.

Wie geht es weiter?

Die sechs Monate der Testphase 1 dauern noch bis Ende Februar 2024. Danach erfolgt die Umstellung auf Testphase 2, welche wiederum sechs Monate dauern wird. In der Testphase 2 wird mit Aufhebung der Velostreifen und der Verbreiterung des Mehrzweckstreifens auf der Bahnhofsstrasse probeweise die vollständige Koexistenz umgesetzt.


Stadt und Kanton beobachten und messen die Verkehrsabläufe weiterhin intensiv. Der Fokus liegt
neben der Verkehrssicherheit in der dunklen Jahreszeit (Weihnachtsbeleuchtung, ausgeschaltete
Strassenlampen) insbesondere auf weiteren Optimierungen der Parkhausausfahrt Kasino und der
Kasinostrasse. Die Projektleitung wird aufgrund dieser Erkenntnisse auch mit den Parkhausbetreibern
das Gespräch suchen, um die unbefriedigende Situation bei der Parkhausausfahrt in den Spitzenstunden
zu verbessern. AG

Monitoringkonzept Bahnhofstrasse Aarau

Der ein Jahr dauernde Testlauf mit dem Motto «Mitenand statt Gägenand» wird von Kanton und Stadt
mit einem aufwändigen Monitoring begleitet und laufend beobachtet. Im Oktober 2023 wurde der aktuelle
Verkehrsablauf der Testphase 1 auf der Bahnhofsstrasse mit verschiedenen Sensoren und
Messungen erhoben. Es wurden Reisezeiten, Wartezeiten, Verkehrsabläufe und Verkehrsmengen
gemessen. Auch die Verkehrsverteilung und die Fussgängerwege wurden ausgewertet.