Sie sind hier: Home > Aarau > Der «achte Stadtrat» nimmt seine Arbeit in der Kantonshauptstadt auf

Der «achte Stadtrat» nimmt seine Arbeit in der Kantonshauptstadt auf

Fabian Humbel tritt heute, am 1. April, seine neue Stelle als Stadtschreiber von Aarau an. In Zofingen liess man ihn nur ungern ziehen. Der Stadt Aarau gratuliert man zur hervorragenden Wahl des neuen «Schreibers».

Als das «Zofinger Tagblatt» vor Wochen den Abgang von Stadtschreiber Fabian Humbel mit der Bemerkung kommentierte, mit ihm verlasse der «achte Stadtrat» Zofingen, stiess das auf viel Zustimmung. Humbel sei eine Idealbesetzung für den Job gewesen: sehr kompetent, beratungsstark, teamfähig, diskret. Kein Wunder, habe sich die Kantonshauptstadt für ihn entschieden. Heute Samstag, 1. April – kein Scherz – beginnt sein Arbeitsverhältnis als Stadtschreiber von Aarau.

Mit 43 Jahren hat Fabian Humbel eine beeindruckende Laufbahn hinter sich. Er studierte im belgischen Leuven und in Zürich Rechtswissenschaften, schloss das Studium mit dem Doktorat ab und war vier Jahre lang wissenschaftlicher Assistent an der Universität Zürich. Früh sammelte er politische Erfahrungen. Von 2002 bis 2005 sass er für die FDP im Einwohnerrat, in den darauffolgenden vier Jahren in der Gemeindeexekutive von Obersiggenthal, zuständig unter anderem für das Bauressort. 2010 heuerte er bei der Credit Suisse an, wo er fast sieben Jahre lang in verschiedenen Funktionen in den Bereichen Compliance, Regulatory und Risk Management tätig war. 2017 wechselte er zur Baloise Bank, wo er Leiter Compliance und stellvertretender Leiter Recht wurde.

In dieser Zeit war die Stadt Zofingen auf der Suche nach einer neuen Stadtschreiberin oder einem neuen Stadtschreiber. Als Humbel davon erfuhr, bewarb er sich für den Job. Stadtschreiber zu werden, sei kein langfristiger Karriereplan gewesen, sagt er, als das «ZT» ihn an einem der letzten Arbeitstage in seinem Büro im Stadthaus besucht. Gereizt an der Herausforderung haben ihn die breite Palette an Aufgaben, die Zusammenarbeit mit Menschen in sehr unterschiedlichen Funktionen – «und die Tatsache, dass man die Auswirkungen von dem, was man tut, sehr direkt sieht».
Der Rucksack, den Humbel mitbrachte, war ideal: Sattelfestigkeit in rechtlichen Fragen, Führungs- und Projekterfahrung – und als ehemaliger Einwohner- und Gemeinderat ein profundes Wissen darüber, wie die politische Mechanik auf kommunaler Ebene funktioniert.

«Im Verwaltungsumfeld ist das Korsett etwas enger, und Prozesse dauern länger. Aber auch in der Corporate World kann man nicht einfach mit den Fingern schnippen, wenn man etwas bewegen will», sagt Humbel.

«Ich habe keine Mühe damit, in der Öffentlichkeit zu stehen – aber es ist nicht meine Rolle», sagt er. Die Rolle des Stadtschreibers spiele sich vor allem im Hintergrund ab. Diese besteht vor allem darin, dem Stadtrat beratend zur Seite zur stehen. «Ich habe mir immer erlaubt, meine Meinung zu sagen.» Es gab sachliche Differenzen, klar. Diese hängte er aber nie an die grosse Glocke – und sobald ein Entscheid gefällt war, trug er diesen selbstverständlich mit.

Nun startet er am 1. April im einwohnermässig fast doppelt so grossen Aarau. Warum der Wechsel? Der Arbeitsweg wird etwas kürzer – er wohnt mit seiner Partnerin in Unterentfelden. Aber das war nicht der ausschlaggebende Punkt: Er habe die Chance zu diesem beruflichen Schritt packen wollen, wenn sie sich bietet. Stadtschreiber-Stellen wie jene in der Kantonshauptstadt gibt es tatsächlich nicht sehr viele, entsprechend dünn sind die Gelegenheiten gesät, sie zu besetzen.

Die Stelle wurde frei, weil der bisherige Stadtschreiber Daniel Roth am 1. Dezember 2022 als Generalsekretär ins Zürcher Gesundheitsdepartement von Regierungsrätin Natalie Rickli (SVP) wechselte. Roth war von Mai 2016 bis November 2022 in Aarau tätig . 

Wer mit Menschen spricht, die mit Stadtschreiber Humbel zu tun hatten, merkt: Zofingen lässt ihn ungern ziehen. Und darüber, dass Aarau eine hervorragende Wahl getroffen hat, besteht kein Zweifel. Philippe Pfister/Raphael Nadler