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FDP Aarau: «Umgestaltung ist ein Angriff auf den Maienzug!»

Der Maienzug sei eine beliebte, identitätsstiftende Tradition in Aarau und dürfe nicht zum Spielball klassenkämpferischer Politik werden, schreibt die FDP Aarau in einer Mitteilung. Die Partei erwartet eine unvoreingenommene und breit abgestützte Evaluation der diesjährigen modifizierten Austragung, unter angemessener Berücksichtigung der fest in der Bevölkerung verwurzelten historischen Tradition des Maienzugs.

«Die Umgestaltung des Maienzugs nimmt erratische Züge an», schreibt die FDP Aarau. «An der umstrittenen Verlegung von Bankett und Morgenfeier wird gegen den breiten Widerstand der Bevölkerung festgehalten.» Der Stadtrat hätte die Petition bis Ende April beantworten sollen. Nun liege die Antwort zwar endlich vor, doch die zahlreichen Stimmen aus der Bevölkerung seien vom Stadtrat schlicht ignoriert worden. Petitionär und Grossrat Yannick Berner: «Über tausend Maienzüglerinnen und Maienzügler haben sich gegen die Bankett-Verschiebung gewehrt. Der Stadtrat sollte dieses klare Signal ernst nehmen, statt kurzfristig noch mehr Änderungen zu beschliessen.»

Absage der Morgenfeier bei Schlechtwetter – nach der Verschiebung folgt die Abschaffung

«Nun schreitet Silvia Dell’Aquila zur Demontage weiterer Programmpunkte des Maienzugs», heisst es im Schreiben weiter. Die Morgenfeier findet bei Schlechtwetter nicht mehr statt. «Nach der bereits umstrittenen Verschiebung in den Schachen wird damit ein ganzer Programmpunkt abgeschafft.» Ein bisschen Regen allein sei gewiss kein Grund, auf den schönsten Teil des Maienzugs zu verzichten. Mitten im Sommer die Morgenfeier wegen Kälte und Nässe abzusagen, sei schlicht absurd. Die Wetterkommission entscheide wenige Stunden vor der Morgenfeier über Schön- oder Schlechtwetterprogramm. FDP-Co-Präsident Benjamin Böhler betont: «Die Kinder sind seit Wochen an den Vorbereitungen dran. Die Enttäuschung über eine kurzfristige Absage wäre wohl riesig.»

Sämtliche Reden gestrichen, kein Znüni für die Kinder

Die Reden an der Morgenfeier werden gestrichen, ausser der Moderation durch die zuständige Stadträtin. «Die Feier wird damit zu einer inhaltsleeren Dell’Aquila-Show», schreibt die FDP. Für die jüngsten Maienzüglerinnen und Maienzügler seien oft auch kleine Dinge entscheidend: So sei die Vorfreude auf das Znüni an der Morgenfeier jeweils gross. Auch dieses Highlight wird nun gestrichen, der Frust bei den Kindern sei riesig. «Zudem müssen die Kinder die ganze Morgenfeier stehend absolvieren.»

Kriterien für die Beurteilung und Bewertung des Testlaufes weiterhin völlig unklar

Das neue Programm wurde ursprünglich als einmaliger Testlauf angekündigt, jetzt deute die Stadträtin an an, dass die Änderungen in den Folgejahren – nach der Evaluation des Anlasses – beibehalten würden. «Die Kriterien für die Beurteilung und Bewertung des Testlaufes sind weiterhin völlig unklar», gibt FDP-Fraktionspräsident Stefan Zubler zu bedenken. «Trotz mehreren eingereichten Petitionen mit mehr als 1000 Unterschriften, welche sich gegen die angekündigten Änderungen aussprachen, hielt es der Stadtrat nach wie vor nicht für nötig, bezüglich Beurteilung des Testlaufes für Transparenz zu sorgen. Wir erwarten, dass die Bevölkerung hier einbezogen wird und sich in irgendeiner Form dazu äussern kann.»

Der Stadtrat hat in seiner Antwort auf die dringliche Anfrage von Einwohnerrat Matthias Zinniker festgehalten, dass eine Erweiterung der Mitwirkenden bei der Evaluierung des Maienzugs geprüft werde. Matthias Zinniker betont, «dass nach dem breiten Echo aus der Bevölkerung nun auch die kritischen Stimmen einbezogen werden müssen.»

«Maienzug darf nicht zum Spielball klassenkämpferischer Politik werden!»

«Alle diese geplanten Massnahmen erwecken zusammengenommen den Eindruck, dass nicht nur in einzelne Details des Programms eingegriffen, sondern die Tradition des Maienzugs insgesamt in Frage gestellt wird», schreibt die FDP weiter. «Es geht nicht um eine punktuelle Optimierung, sondern um eine fundamentale Demontage des Maienzugs.» Einzelne sanfte Verbesserungen am Programm können durchaus sinnvoll sein. Nicht alles sei perfekt, nur weil es schon seit 400 Jahren so gemacht werde. «Aber bitte mit Augenmass und politischem Geschick, nicht als fundamentaler Eingriff in den Wesenskern des Maienzugs», heisst es im Schreiben weiter. «Der Maienzug ist eine beliebte, identitätsstiftende Tradition in Aarau und darf nicht zum Spielball klassenkämpferischer Politik werden.» Die FDP Aarau erwarte eine unvoreingenommene und breit abgestützte Evaluation der diesjährigen modifizierten Austragung, unter angemessener Berücksichtigung der fest in der Bevölkerung verwurzelten historischen Tradition des Maienzugs. RAN