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Schiessanlage Obertel saniert und modernisiert – Nina Christen im Interview

Die Schützinnen und Schützen erlebten auf der Regionalen Schiessanlage Obertel einen Tag der Freude. Mit einem musikalischen Rahmenprogramm und einem Feldschiessen, wurde das Anlagefest gefeiert. Als Ehrengast konnte Olympiasiegerin Nina Christen begrüsst werden.

Von Remo Conoci Text und Bilder

Bereits 2023 startete die Planung zur umfangreiche Sanierung der Schiessanlage Obertel in Suhr. Die beteiligten Gemeinden Oberentfelden, Gränichen, Suhr und Teufenthal investierten knapp 782’000 Franken um Altlasten abzubauen und gleichzeitig eine neue Ploytronic-Anlage zu installieren. Beiträge von Bund und Kanton reduzierten die Anteil der Gemeinden um rund die Hälfte. Beim Rückbau wurden an der 300m-Anlage fast 2800 Tonnen mehrheitlich stark belastetes Material abgetragen und durch saubere Erde ersetzt. Die abgetragene Bleimenge beläuft sich auf 5735 Kilogramm. Mit den heute gültigen Anforderungen des Bundes werden neuerliche Versmutzungen baulich vermieden.

Neu verfügt die Anlage Obertel zudem über ein modernes Trefferanzeigesystem. «Die Resultate werden digital erfasst und sind online sofort verfügbar», hielt Romano Brignoli von der Firma Polytronic bei einem kurzen Votum fest. Roland Leu von der ausführenden Firma «Leu & Helfenstein» fügte dem an, dass die Arbeiten ohne Probleme ausgeführt werden konnten.

«Im Obertel steht die einzige Jagdschussanlage im Aargau»
Suhrs Gemeindepräsidentin Carmen Suter freute sich, dass such eine Kleinkaliberanlage und insbesondere die einzige Jagdschussanlage im Kanton Aargau im Obertel betrieben wird: «Wir haben verschiedene Schützenvereine, Polizeien, Waffenhändler und Jäger, die diese Anlage nutzen. Hier führt der Kanton auch die Jagdprüfungen durch, welche eine effiziente und sichere Jagd im Aargau gewährleisten»
Vor und nach dm Festakt hatten Schützinnen und Schützen Gelegenheit, die Anlagen im Rahmen des Feldschiessens zu testen, während dessen gab es Leckeres vom Grill, aber auch musikalische Unterhaltung. So trat einerseits der Tambourenverein Oberentfelden Muhen auf und andererseits die Jagdhornbläser-Gruppe Freiwild Wiggertal.

Sie alle kamen zum Schluss in den Genuss eines spannenden Interviews mit der Olympiasiegerin Nina Christen. Die heute 31-Jährige holte 2021 Gold im 50-m-Kleinkalibergewehr-Dreistellungskampf und blickt auf eine sehr erfolgreiche Karriere zurück. Das Interview führte Gränichens Gemeinderat André Mumenthaler:

Nina, kannst du dich unseren Zuhörenden mit ein paar Sätzen vorstellen?
Ich schiesse, seit ich etwa 10 oder 11 Jahre alt bin. Angefangen habe ich mit Luftgewehr und Kleinkaliber, hautsächlich Dreistellung, ab und zu auch mal 300m. Diese Karriere habe ich aber noch vor mir (lacht). International schiesse ich auf 10 und 50m. Seit 2016 schiesse ich als Profisportlerin, also seit bald zehn Jahren. Wie jeder andere Job ist auch dieser nicht immer nur cool, ich bin aber immer drangeblieben. Als Ausgleich mache ich Langlauf, wandere gerne und als Hobby bin ich daran, das Helikopterfliegen zu lernen. 

Man sagt, der Schiesssport sein ein klassischer Männersport. Wie bist du zu diesem Sport gekommen?
Ich bin in einer Schützenfamilie gross geworden. Meine beiden Grossväter und mein Vater haben schon geschossen und inzwischen ist auch mein Bruder ein guter Schütze und Schweizermeister geworden. Das hat es für mich einfacher gemacht, denn ich bin praktisch im Schützenstand aufgewachsen. Am Anfang habe ich meinen Vater begleitet und durfte die Scheibe vor und zurücklassen, so wusste ich schon früh, wie der Hase läuft, im wahrsten Sinne des Wortes.

Worauf führst du zurück, dass mit dir und mit Chiara Leone gleich zwei Schützinnen grosse Erfolge feiern können?
Ich war 2016 die erste Profi-Schützin. Zusammen mit der Armee und dem Verband hat sich der Sport auch für Frauen seither weiter professionalisiert. Heute profitiert der ganze Kader von dieser Förderung, was es natürlich einfacher macht, als Einzelsportler und als Team besser zu werden. Warum es gerade zwei Frauen sind, die gerade sehr erfolgreich sind, ist schwierig zu beantworten, die Männer sind ja auch gut. Vielleicht sind wir einfach die Charaktere die aktuell am meisten Biss haben um herausstechen. (Applaus des Publikums)

Du hattest definitiv genug Biss, sonst wärst du nicht Olympiasiegerin geworden. Wie  hat sich dieses Ereignis auf dein Leben ausgewirkt?
Es haben mich natürlich plötzlich alle gekannt. Besonders schön finde ich, wenn mir Menschen ihre Geschichte erzählen, was sie selber mit dem Schiesssport zu tun haben, etwa vom Grossvater erzählen, der gerne geschossen hat. Es eröffneten sich für mich Chancen mich an Events zu zeigen, etwas dazu zu verdienen und auch das Medieninteresse ist viel grösser geworden. Das bedeutet manchmal viel Arbeit, es ist aber sehr toll und gehört zu meiner Arbeit.

Ein Olympiasieg hat einen enorm hohen Stellenwert. Wie gelang es dir, dich nach diesem Höhepunkt in der Karriere, für ein neues Ziel zu motivieren?
Kurz nach dem Sieg war das tatsächlich Thema. Ein grosses Projekt war abgeschlossen und ich wusste zuerst nicht, was ich als nächstes anpacken soll. Nach einem halben Jahr habe ich aber zu mir gefunden und beschlossen, die Geduld und die Motivation aufzubringen die nächsten Olympischen Spiele anzuvisieren. Ziel war es aber nicht, erneut eine Medaille zu gewinnen, sondern mich als Person zu entwickeln.

Wie bist du mit Enttäuschungen umgegangen?
Ich habe eine Karriere erlebt, wie viele andere auch, es geht immer Auf und Ab. Alle die Schiessen wissen, dass man viel trainiert und dann läuft es mit der besten Tagesform – und beim nächsten Mal findet man keine Lösung, um die Mitte zu treffen. Damit kämpfen wir Profis ebenso, aber genau das ist die tägliche Herausforderung. Ich versuche das Mindset auszurichten und lasse mir auch mal drei oder vier Wochen Zeit. Und mir hilft dabei die Sportpsychologie: Wenn man weiss dass man oben auf der Welle ist, weiss man auch, dass es wieder runter gehen muss. Und wenn es abwärts geht, geht es irgendwann auch wieder rauf.

Wie geht es sportlich für dich weiter?
Dieses Jahr ist die Agenda voll mit tollen Wettkämpfen. Ich habe nur eine Woche Ferien geplant. Danach kommt der Weltcup, die Militär-WM, EM im Juli und WM im Herbst. Für mich ist dieses Jahr ein Jahr der Entscheidung, mach ich weiter, oder wars das dann auch einmal. Da werde ich ganz fest auf mich selber hören. Man wird mich aber auf jeden Fall weiterhin auf dem Schiessständen sehen.

Gränichens Gemeinderat André Mumenthaler führte durch den Anlass.
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Olympiasiegerin Nina Christen im Interview.
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Roland Leu von der ausführenden Firma «Leu & Helfenstein»
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Romano Brignoli von der Firma «Polytronic».
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Hans-Peter Widmer, Gemeinderat Oberentfelden.
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Hanspeter Lüem Vizeammann Gemeinde Gränichen.
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Tambourenverein Oberentfelden Muhen.
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Die Jagdhornbläser-Gruppe Freiwild Wiggertal.
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Die Jagdhornbläser-Gruppe Freiwild Wiggertal.
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Die Jagdhornbläser-Gruppe Freiwild Wiggertal.
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Die Jagdhornbläser-Gruppe Freiwild Wiggertal.
Barbara Zobrist, Gemeinderätin in Gränichen, hielt die besonderen Momente fest.
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Teufenthals Gemeindeammann Niklaus Bos und Due Gemeindepräsidentin von Suhr, Carmen Suter.
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Tambourenverein Oberentfelden Muhen mit Nina Christen.
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